Brian Johnson: Achterbahnfahrt der Gefühle bei Taylor-Hawkins-Konzert
Beim Gedächtnis-Konzert für Taylor Hawkins durchlebte der AC/DC-Sänger Hochs und Tiefs
Im Jahr 2016 sah sich AC/DC-Sänger Brian Johnson gezwungen, die damalige Welttournee von AC/DC abzubrechen. Seine drastischen Probleme mit seinem Gehör wurden immer schlimmer. Ärzte befürchteten gar eine völlige Taubheit, wenn er weiter auftreten würde. Soweit, so bekannt.
Johnson ging daraufhin in einen unfreiwilligen (Un)-Ruhestand. Mit dem HNO-Spezialisten Stephen Ambrose arbeitete er seitdem an einem neuen Ansatz für „Taubheitstechnologie“.
Dieser ermöglichte ihm letztlich wieder live zu spielen. Bislang hat er einige Auftritte gemeistert, doch die große Show im Londoner Wembley-Show am 3. September war mit Abstand der größte. Johnson ehrte dabei den verstorbenen Foo-Fighters-Drummer Taylor Hawkins.
Im Interview mit „Spin“ erinnert sich Johnson nun an seine neuen Gehversuche mit AC/DC. Darin heißt es: „Ich habe mit unserem [Soundtechniker] Pab gesprochen und ihn gefragt: ‚Treffe ich den Ton? Stimmt die Tonart?‘ Es war furchtbar … Es hat mir keinen Spaß gemacht, weil ich gerne singe, auf und ab hüpfe und Spaß habe. Und hier war ich komplett verzweifelt. Ich musste Mund und Hals quälen, um überhaupt einen Song durchzuhalten. So konnte es nicht weitergehen. Es war die absolute Folter.“
Da er auf dem linken Ohr nichts mehr hört und auf dem rechten nur noch etwa 40 Prozent, klangen die Instrumente der Band „nur noch monoton und stumpf“.
Für Johnson der Rock’n’Roll-Alptraum. „Das Schreckliche daran ist, dass es keinerlei innere Wallung, keine Resonanz gibt. Man ist einfach taub. Du merkst plötzlich, dass du komplett im Arsch bist – und dagegen nicht viel tun kannst.“
Er beschrieb den fünfjährigen Prozess der so genannte „Ambrose-Technologie“ als eine fordernde Zeit. „Aber man darf nie aufgeben!“, beteuerte er mit Kämpferseele.
„Und dann stand ich im Wembley-Stadion vor 100.000 Menschen mit Dave Grohl und den Foo Fighters auf der Bühne. Es war das Tribute-Konzert für den verstorben Drummer Taylor Hawkins.
„Ich also vor echtem Publikum. Stephen Ambrose war da, Soundmann Pab … Er mixt mich und Paul McCartney. Auf seiner Agenda sind wir die Einzigen, die er live mischt.“
Anfangs übte er sich noch in Zweckpessimismus: „Èntweder wird es scheiße oder es geht schief! Vielleicht funktionieren ja diese Hörgeräte nicht, wenn die ganze Musikwelt zuschaut und zuhört!“
„Ich ging da raus, sah das bewegliche Dach von Wembley und sang mir mein kleines Herz aus dem Leib. Zwei Lieder und das weite Rund – ich war völlig aus dem Häuschen. Ich glaube, ich bin weggeschwebt. Es war einfach wunderbar. Wir wussten also, dass es funktioniert hat. Wir sprangen vor Freude an der Bühnekante herum wie die Kinder. Es war etwas Besonderes.“