TV-Tipp: Brainwashed – Sexismus im Kino

Seit der MeToo-Bewegung ändert sich viel hinter der Kamera. Aber auch vor der Kamera?

Selbst Kinogänger, die wenig mit feministischer (Film-)Theorie am Hut haben, dürften in den letzten Jahren vom male gaze, dem männlichen Blick der Kamera, gehört haben, der männlichen Protagonisten schmeichelt und weibliche Figuren zu Objekten degradiert. Das Kino als schon in der Technik angelehnte strukturelle Männersache? So einfach ist es natürlich nicht, aber der Film quillt über vor Szenen, die Frauen selbst in emanzipierten Dramen für mindestens einen Moment zu einem grundsätzlich sexuell verfügbaren Wesen machen – einfach weil sie so dargestellt werden, wie es getan wird.

Die Independent-Regisseurin Nina Menkes hat sich die vor allem auch von der MeToo-Bewegung vorangebrachte Diskussion um ein lüsternes Kino für Männer vorgenommen. Mit ihrem Film „Brainwashed – Sexismus im Kino“, der aufgrund der etwas penetranten Betrachtung ihres eigenen Werks etwas selbstverliebt daherkommt, will sie anhand von einigen suggestiven Filmausschnitten zeigen, wie die visuelle Sprache des Kinos augenscheinlich dazu genutzt wird, Frauen gesellschaftlich zu entmachten und grundsätzlich auf ihre sexuellen Reize zu reduzieren, was ihrer Meinung nach körperliche Belästigung und Diskriminierung am Arbeitsplatz sozusagen imaginär vorbereitet.

Brooke Shields und Christopher Atkins in „Die blaue Lagune“

Man muss die auch gesellschaftstheoretisch plakativen Argumente von Menkes („Wahrnehmung ist nicht wunderlich, sondern kann tödlich sein“) nicht teilen, um mit diesem Deep Watching vieler Filmklassiker einen neuen Blick auf längst ikonisch gewordene Bilder werfen zu können. Brian De Palmas „Carrie“ erscheint so mit seiner prägnanten Anfangsszene plötzlich nicht mehr wie ein epochaler Horrorfilm – und die vom Regisseur auch in späteren Filmen eingesetzte Zeitlupe sowie das ausschnitthafte „Erkunden“ einzelner Körperteile mit Kamera/Schnitt wirkt eher wie eine Blaupause für eine Methode der Sexualisierung von Frauen in Filmen, die hier immer auch wie bewusstlos erscheinen. All das weist Menkes in über 100 Filmen nach und lässt dazu auch viele Filmschaffende zu Wort kommen.

Was ist die Menkes List?

Über die Doku hinaus lässt sich die so genannte Menkes List nun als Ansatz nutzen, wie Frauen und Männer im Film unterschiedlich dargestellt werden.

  1. POINT OF VIEW (POV)
    Male Subject/Female Object
  2. FRAMING
    Fragmented shots of (female) body parts
  3. CAMERA MOVEMENT
    Body pans and tilts of women’s bodies, often with slow motion
  4. LIGHTING
    3D (male) versus 2D or other fantasy lighting (female)
  5. NARRATIVE POSITION
    How do the above 4 shot design elements contribute to the narrative position of the characters?

Brainwashed – Sexismus im Kino läuft am 29. April um 21:40 Uhr bei arte. Bis zum 25. Juli ist der bei der Berlinale präsentierte Film auch in der arte- und ARD-Mediathek zu sehen. 

Columbia Pictures Getty Images
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