BOX-SETS

Pink Floyd The Division Bell (20th Anniversary Box) **

Zwei LPs, drei Vinyl-Singles, eine Blu-ray, eine CD und diverse Sammler-Karten beinhaltet diese Box. So prallvoll die Edition des – wie wir jetzt wissen – vielleicht doch nicht allerletzten Pink-Floyd-Werks ist, so inhaltsarm bleibt die Musik. „Cluster“ verwurstet und verwässert noch einmal das Intro zu „Shine On You Crazy Diamond“. Auch die anderen Songs sind verkleistert von der Seifigkeit, die David Gilmour auf seinen Soloalben pflegt. Vom klobigen Pathos-Rock in „What Do You Want From Me“ über die Polit-Hymne „A Great Day For Freedom“ bis zum epischen „High Hopes“ gibt’s bedeutungsvolles Orgel-Rauschen und schwülstiges Gegniedel. Die Glocke am Ende klingt so einsam, von der Welt isoliert, wie es die Band 1994 war. (Warner) MAX GÖSCHE

Crosby, Stills, Nash & Young CSNY 1974 **** 1/2

Sie trugen Schnauzbärte, Koteletten wie Bratpfannen und komische Hüte, Stephen Stills besaß Football-Trikots mit den Nummern 21, 22 und 32; sie traten vor 60.000 Menschen im Stadion auf, während es stürmte und regnete, konsumierten Kokain und Marihuana, beschäftigten persönliche Assistenten, reisten in Learjets (Neil Young in einem Wohnmobil) und sprachen kaum noch miteinander; am 8. August gab Richard Nixon seinen Rücktritt im Fernsehen bekannt. Mit anderen Worten: Die „Doom Tour“ im Sommer 1974 war ein Triumph. Endlich gibt es eine Auswahl der Mitschnitte dieser Konzerte, die repräsentativ ist oder auch nicht -jedenfalls folgt sie der damaligen Dramaturgie: elektrischer Teil, akustischer Teil, elektrischer Teil. Es ist die erfüllteste, elegischste, schwärmerischste, verspulteste, durchgeknallteste, kitschigste, schönste Rockmusik der Welt: „Love The One You’re With“, „Wooden Ships“, „Helpless“ und „On The Beach“ lösen wohlige Schauer aus, einige Songs von Young sind erstmals zu hören. Das Booklet zeichnet den Wahnsinn akribisch nach. Auf der DVD sind acht Stücke enthalten – man muss das sehen: wie David Crosby sich in „Almost Cut My Hair“ wirft, als schulde er es jemandem. Die Apotheose des Hippietums. (Rhino) ARNE WILLANDER

Keep Lookin‘: Mod, Soul & Freakbeat Nuggets **** 1/2

Das 1991 von Mark Stratford gegründete Label RPM Records ist ein Spezialist für Ausgrabungen. Nach „Looking Back“, einem 2011 veröffentlichten Streifzug durch die britische Mod-Szene, kommt nun ein ähnlich gelungener Nachschlag – also noch mehr Beat, R&B, Soul, Psychedelia, Girl Groups, Freakbeat und Mod-Rock aus jenem untergegangenen Weltreich, das man einst das Commonwealth nannte. Das ist so angenehm zu hören wie ein liebevoll zusammengestelltes Mixtape. Und immer, wenn man glaubt, eine Band erkannt zu haben, sind es Kollegen wie The Rockin‘ Vickers, die „Dandy“ von den Kinks nachspielen. Dass der Gitarrist Ian Willis später unter dem Namen Lemmy Kilmister eine Karriere als Sammler von Nazi-Paraphernalien machen würde, hätte 1966 niemand gedacht. Auch Bon Scott, Marc Bolan, Arthur Brown und Jimmy Page treiben sich auf der Compilation als jugendliche Rocker mit obskuren Bands herum. (RPM/Cherry Red) JÜRGEN ZIEMER

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