Born To Run – Bruce Springsteen
Punkte: 123
Eigentlich war der Boss 1975 weg vom Fenster. Zwei Alben hatte er veröffentlicht, beide waren unbeachtet geblieben, und sein Vertrag bei Columbia stand zur Disposition. Aber: Kaum je hat ein Musiker seine letzte Chance in einen beeindruckenderen Triumph verwandelt. Vor allem der furiose Titeltrack dieses dritten Springsteen-Albums wurde zum Manifest einer von der Träumen der sechziger Jahre kurierten Generation junger US-Bürger: „„Tramps like us, baby, we were born to run!“ Das allein aber war nur ein Teil dieses Geniestreichs, andere Songs wie „Thunder Road“, „„Tenth Avenue Freeze-Out“, „„Backstreets“ und „Meeting Across The River“ reflektierten die Seelenlage der Baby-Boomer-Generation zwischen romantischem Eskapismus und desillusionierter Bitterkeit mit der Genauigkeit eines Seismographen. Zudem hatte Springsteen hier endlich auch den passenden musikalischen Maßanzug gefunden: zeitgemäß und rockig im Schnitt, der Stoff indes durchwirkt von den Großtaten eines Phil Spector, Chuck Berry und Gary „„US“ Bonds. Als komplettes Album hielt „„Born To Run“ perfekt die Balance zwischen pompösem Kitsch und rauem Streetrock, seinen Schöpfer wies es aus als den letzten großen Romantiker der klassischen Rockära.