Bono: Nenn mich niemals Paul!
Der Sänger von U2 macht tabula rasa zum Jahreswechsel und enthüllt sein Unverhältnis zu seinem echten Namen
Manch langjähriger U2-Fan ist sich nicht darüber im Klaren, warum Bono von U2 eigentlich BONO heißt? Was in aller Welt soll Bono überhaupt bedeuten? Gibt es einen Bezug zu Salvatore Phillip „Sonny“ Bono, dem Studiopartner von Phil Spector in den frühen Sixties, erster Ehemann und Duettpartner von Cher („Sonny & Cher“)?
Der Weltstar aus Dublin verriet kürzlich die Herkunft seines eigenwilligen Künstlernamens. Und warum man ihn auf keinen Fall, wirklich niemals Paul Hewson nennen sollte.
Gegenüber Moderator Chris Evans in der „Breakfast Show“ des britischen Radiosenders Virgin Radio UK sagte Bono nun über seinem ursprünglichen Vornamen Paul: „Ich bin ein Kind vielerlei Spitznamen gewesen, seit ich etwa drei Jahre alt war. Mein Kinderkumpel war gerade mal vier. Und wir hatten später bis ins Teenageralter eine Art Straßengang, wo wir uns allerlei Alter Egos zulegten. Bono ist irgendwann kleben geblieben, worüber ich sehr froh bin. Obwohl dieser Name in manchen Stadtvierteln gar nicht so gut ankam.“
Genau wie Gitarrist David Howell Evans, der bekanntlich seit den U2-Anfängen unter The Edge firmiert, vertraut Paul alias Bono auf die Power der Perfomer-Spitznamen: „Wir haben schon zu den U2-Anfängen beschlossen, uns in der Öffentlichkeit mit diesen Namen anzusprechen. Aus meiner Sicht erzeugt das gewisse Nähe zum Publikum; was schön ist.“
Eine ähnliche Sichtweise wie etwa bei den Kölsch-Rockern von BAP; wo der langjährige Gitarrenmeister Klaus Heuser stets nur als „Der Major“ durchging. Oder bei Keith Flint, dem verstorben Sänger von Prodigy, der in den Anfangszeiten stets nur „Keef“ gerufen wurde.
Bono sieht in institutionalisierten Spitznamen jedenfalls eine Maßnahme der Barrierefreiheit gegenüber dem „normalen Fan“. Eine Anbiederung an seinen Taufnamen mag er dagegen gar nicht: „Manche Leute kommen gelegentlich auf mich zu und sagen: ‚Hey, Paul, wie geht’s dir, Paul?‘. Als ob das eine nette Annäherung wäre. Die letzte Person, die mich Paul genannt hat, war mein Vater, und der ist tot. Also nenn mich niemals Paul.“
Ein weiterer Aspekt dieser bis heute gültigen U2-Image-Maßnahmen ist der Slogan, auf den Bono immer noch schwört und der auf die Anfänge der Band im Jahr 1978 zurückgeht.
„U2 can happen to anyone“ lautet dieser Spruch, der auch auf ihrem ersten Ansteck-Button prangte. Auf die Frage des Radiomoderators, ob diese Botschaft weiterhin gültig sei, antwortete Bono geradezu enthusiastisch: „Auf jeden Fall. Ich glaube wirklich fest daran“.
Und weiter:
„Wenn U2 über die Musik hinaus etwas bedeutet, dann ist es eine zentrale Botschaft: Auch Menschen, die nicht wirklich viel haben, können vieles erreichen, wenn sie bereit sind, ihr Ego zu unterdrücken und zusammenzuarbeiten. Dafür steht die Geschichte von U2. Wir haben alles geteilt und unsere Werte gelebt. Wir hatten Erfolg trotz all der Widrigkeiten unserer Herkunft. Wirklich erstaunlich …“