Bono: „Ich bin bereits mit erhobenen Fäusten auf die Welt gekommen“
Weitere Details aus monumentaler Biografie geleakt. Im US-Radio-Interview spricht der U2-Sänger über den Einfluss des Vaters auf seine Stimme
Noch dreimal schlafen, dann kommt sie raus: die große Episoden-Biografie „Surrender: 40 Songs, One Story“ von Bono, die in Großbritannien am Dienstag, den 1. November 2022 erscheint. Die deutsche Übersetzung ist bereits 24 Stunden später (02.11.) im Handel zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen.
Verschiedene englischsprachige Medien, darunter der die Tageszeitung „Guardian“ oder „NME“, kredenzen bereits Häppchen aus dem Über-600-Seiten-Epos.
In einem aktuellen Interview mit dem US-Radio Netzwerk NPR zur Veröffentlichung des Buches, spricht der 62-Jährige über seine Stimme, die sich im Laufe der langen U2-Karriere mehrfach verändert hätte. Ein Schlüsselerlebnis und Voice-Game-Changer wäre demnach besonders der Krebstod seines Vaters Bob Hewson im Jahr 2000 gewesen.
Nach dessen Ableben hätte sich die Stimme „geöffnet“, und die Tonlage verändert. „Es gibt dafür einen physiologischen Grund“, so Bono. Der Sänger hatte eine schwierige bis turbulente Beziehung zu seinem Vater.
Der Sänger nannte diesen Wandel eine „unwissenschaftliche Theorie …, sprich: eine volkstümliche Idee, dass eine Änderung eintritt, wenn jemand, den man liebt, stirbt.“ Gegenüber NPR blickt er zurück nach vorn: „Wenn man als Mensch entspannter ist, dann öffnet sich auch die Stimme.“
Und weiter: „Gerade in den letzten Jahren habe ich auf eine Art gesungen, die ich mir nie hätte vorstellen können!“. Er berichtete über seinen sehr dominanten Vater, der ihm abschätzig vermittelte, er sei „ein Bariton, der denkt, er sei ein Tenor“.
Auf die Nachfrage, was das über seine Persönlichkeit aussagen könnte, antwortete Vox, dass es wohl eine Analogie zu Ehrgeiz und zum Kampf um den eigenen Status wäre.
An anderer Stelle des Interviews sprach Bono über seinen Glauben, dessen Werte er als jüdisch-christlich bezeichnete. Das wäre mit einem allgemeinen Gefühl der Spiritualität verbunden und weit weniger mit bestimmten religiösen Praktiken.
Musikalisch habe sich das so manifestiert, dass er einige U2-Songs im Gospel-Modus schrieb, wie etwa den Überhit „I Still Haven’t Found What I’m Looking For“ vom 1987er-Album „The Joshua Tree“.
Letztlich grübelte er darüber nach, warum er das Wort „Surrender“ (etwa: „Kapitulation“) für den Titel seines neuen Buches ausgewählt habe. Vielleicht als Kontrapunkt zu seiner gemeinhin kämpferischen Natur. Er wäre bereits mit „erhobenen Fäusten“ zur Welt gekommen, so Bono.