Bon Jovi Interview
Donnerstag Monaco, Freitag London, Sonnabend Hamburg, Sonntag New York, permanent auf Achse, immer beschäftigt. Zwei Filme sind schon wieder im Kasten, den nächsten dreht er gerade, und sein neues Solo-Ablum „Destination Anywhere“ ist soeben in die Läden gekommen.
Kannst Du Dich mit Deiner Frau und den Kindern nicht vernünftig beschäftigen, Jon Bonjovi?
Doch, doch. Ich sage immer, man muß hart arbeiten und sich danach hart vergnügen. Wenn ich nichts zu tun habe, gehe ich meiner Familie sowieso nur auf den Wecker.
Hast Du überhaupt Hobbys?
Neulich haben wir alle mit dem Skifahren angefangen. Bis jetzt traue ich mich aber nur auf den Idiotenhügel. Ich leg mich nämlich andauernd lang. Außerdem nervt es ein bißchen, wenn dir ständig irgendwelche Vierjährigen links und rechts um die Ohren sausen.
Das neue Album heißt etwas kryptisch „Destination Anywhere“. Wohin soll es denn gehen?
Naja, ich wollte, daß es anders klingt als mit der Band. Ursprünglich war meine Idee, mit fünf verschiedenen Produzenten zu arbeiten. Ich habe versucht, mit David Foster aufzunehmen, aber das haute nicht hin. Dann war ich bei Bruce Fairbairn, aber unter seiner Regie klangen die Songs genauso wie bei Bonjovi. Also hab ich mich auf zwei Leute, Steve Lironi und Dave Stewart, beschränkt. Ich kann ja nicht jedesmal die gleiche Platte machen, so wie AC/DC oder Aerosmith – Nein, ich suche lieber das Risiko.
Wie war denn die Zusammenarbeit mit Dave Stewart? Der Mann gilt bekanntlich als Exzentriker.
Ich bewundere ihn. Ich habe ihn zum ersten Mal auf einer Gartenparty bei Bruce Willis in London getroffen, als ich „The Leading Man“ drehte. Das Songschreiben mit ihm war ziemlich irre, weil er ständig aufgesprungen ist, um mir irgendwas in seinem Haus zu zeigen. Zwischendurch ist er mit Demi Moore für ’ne Woche nach Indien geflogen. Einfach so, weil er gerade Lust dazu hatte. Ich hab so was in meinem ganzen Leben noch nie gemacht. Bei mir hieß es immer: „Okay, machen wir jetzt als nächstes einen Film, eine Platte oder gehen wir auf Tour?“
Aber läßt der Titel Deiner neuen LP nicht eher vermuten, Du hättest davon die Schnauze voll?
Nein, die Phase hab ich hinter mir. Nach unserem „New Jersey“-Album und der anschließenden Tour hatte ich Anfang der Neunziger den Spaß verloren. Da bin ich mit dem Motorrad durch die Wüste gefahren, um mir den Kopf freizupusten. Seitdem geht es mir wieder gut. Ich glaube, mein Leben ist ziemlich cool. Als wir die erste Platte gemacht hatten, da dachte ich: „So toll wie jetzt wird es nie wieder.“ Dann kam „Slippery When Wet“. Als ich danach glaubte, wir würden nie wieder so ein erfolgreiches Album machen können, kamen die „Greatest Hits“ und haben sich noch viel, viel besser verkauft als „Slippery When Wet“.
Alles, was Du anpackst, wird ein Erfolg. Langweilt Dich das nicht?
Das kann man so nicht sagen, denn mein letzter Film „The Leading Man“ ist in den USA erst gar nicht in die Kinos gekommen. Du steckst soviel Energie und Liebe in eine Sache, und dann ist alles umsonst. Hollywood läßt mich ziemlich deutlich spüren, daß sie nicht gerade auf mich, diesen Rock’n’Roll-Typen, gewartet haben. Dieses Händeschütteln mit den großen Studiobossen – it really sucks! Aber wer weiß, was passiert. Hätte mir vor zehn Jahren jemand gesagt, daß ich überhaupt mal einen Film machen würde, ich hätte ihn für verrückt erklärt. Angst vor Mißerfolg habe ich nicht.
Auf dem Album erfahren wir einiges über Jon Bonjovi, den Privatmann. Etwa wie Du zum ersten Mal Sex mit Deiner Freundin hattest. Darum geht es doch in „It’s Just Me“?
Du hast ja richtig genau zugehört, was? 17 Jahre ist das her. Dorothea ging damals mit einem anderen Typen aus unserer High School, aber der war gerade wohl nicht da. Es war im Hochsommer, am hellichten Tag. Wir gingen runter zum Strand, und ich habe die Decke über uns gerollt. Dann haben wir es zum ersten Mal gemacht. Seitdem sind wir zusammen. Der ganze Song ist ein kleines Dankeschön an meine Frau. Sie hat es bestimmt nicht immer leicht mit mir gehabt.
„Janie“ handelt ja offenbar von einem ziemlich heftigen Ehekrach.
Ich kenne Paare, die denken, ihre Beziehung werde dadurch fester, wenn sie sich laufend fetzen. Wir finden das bescheuert und streiten uns wirklich nicht oft. Diesen Song habe ich nach einem kleinen Ausraster auf unserer letzten Tour im Hotel geschrieben. Ich war besoffen und weiß gar nicht mehr, worum es in dem Streit eigentlich ging. Ich hab mich mit meiner Gitarre ins Badezimmer verkrochen und traute mich während der ganzen Nacht nicht mehr raus. Abo habe ich das beste aus der blöden Situation gemacht – einen Song darüber geschrieben.
Das Thema von „August 7“ ist die Ermordung der Tochter Deines Managers Paul Korzillan im vergangenen Jahr. Hast Du seitdem mehr Angst um Deine Kinder Stephanie und Jesse?
Ja, aber was soll ich denn machen? Wir haben keine Bodyguards für die Kids. Das kann ich ihnen nicht antun. Ich möchte nichts sehnlicher, als daß wir eine ganz normale Familie sein können. Ich bin keiner, der ’ne riesige Hotelsuite braucht oder sagt: „Weg mit den Erdbeeren, die sind mir zu rot.“ Ich bin unkompliziert Aber in dem Job darf man wohl nicht normal sein.