Bon Iver: Das neue Album im Stream
Am 21. Juni kann man das neue Bon Iver-Album "Bon Iver" kaufen. Schon jetzt gibt’s die Platte im Stream zu hören. Man erschrickt doch ein wenig, denn Justin Vernon frönt offenbar dem 80er-Pop.
Justin Vernon ist seit neuestem ein Fan des Trommelwirbels, so kommt es einem zumindest vor, wenn man sich das neue Album „Bon Iver“ des Folk-Projekts aus Wisconsin anhört. Das selbstbetitelte Album erscheint am 21. Juni via Beggars Group und folgt damit auf das Album „For Emma, Forever Ago“ aus dem Jahre 2008. Einen ersten Vorgeschmack hatte man ja bereits mit dem gratis Download der ersten Single „Calgary„, die um ehrlich zu sein, wohl das Stück ist, das den alten Songs am meisten gleicht.
Vernons Debüt war noch ein Soloalbum mit Support, nun sind die Songs facettenreich und gefüllt. Typisch für ein Bon Iver-Lied waren 2008 noch die ruhigen Gitarrenschläge und die hohen Harmonien, die Vernon gesungen hatte. Nun spielt er mit elektrischen Instrumenten wie Synthesizern und Keyboards, legt Hall auf seine Stimme und benutzt Störgeräusche wie das Weiße Rauschen eines Radiosenders, der nicht richtig eingestellt ist. Manchmal hört man unerwartet tiefen Gesang, der zusätzlich noch verzerrt und kaum verständlich ist.
Am radikalsten ist die Veränderung bei dem letzten Song „Beth /Rest“. Man schreckt bei den ersten Klängen des Lieds wirklich auf – sobald das Keyboard seine ersten Töne anschlägt, wird man direkt an den 80er Jahre Pop von Huey Lewis oder Billy Joel erinnert. Romantische Klänge von Saiten und Tasten, ausladende, fast kitschige Gitarrensolos, die besagten Trommelwirbel und dazu die verzerrte Stimme Justin Vernons. Verkehrte Welt. Fehlt wirklich nur noch ein ausladendes Saxophon-Solo und man befindet sich im einem Disney-Film aus den 80er-Jahren – und zwar remixed.
Das erstaunliche an der Platte ist, dass man, obwohl die Songs mittlerweile so anders klingen, immer noch hört, dass man es mit einer Bon Iver-CD zu tun hat. Mal abgesehen von dem Schock bei „Beth/Rest“ sind die Songs sehr hörbar und sehr eingängig.
Hut ab dafür – aber für’s nächste Mal, Herr Vernon: Go easy on the Kitsch.
Ab dem 30. Oktober ist Bon Iver übrigens hierzulande auf Tour:
30.10. – Köln, E-Werk
1.11. – Berlin, Columbiahalle
6.11. – Hamburg, Docks