Böhse Onkelz posten selige Erinnerungen an ein Skinhead-Festival …

Auf Instagram erzählen Böhse Onkelz von ihren Erfahrungen auf einem Lübecker „Skinhead-Festival“. Einem Bericht zufolge hatte Kevin Russell dort „Schwarz-Weiß-Rot“ skandiert, eine Parole der Rechtsextremen

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Die Böhsen Onkelz sind eine Band, die in den 1980er-Jahren „Türken Raus“ sang, aber sich später von ihrer früheren rechtsextremen Haltung distanziert hat. Jugendforscher Klaus Farin hatte den Frankfurter Deutschrockern 2017 attestiert, sich „grundlegend verändert“ zu haben, nicht mehr rechts zu sein. Wenn ROLLING STONE Artikel veröffentlicht, in denen die Böhsen Onkelz auch nur gestreift werden (und sei es nur, weil ihre Musik schlecht ist), hagelt es Wutkommentare in den Sozialen Medien. Weil wir die Band ja definitiv noch für rechts halten würden. Das zeigt aber auch, dass manche Bands ihr Image schwer loswerden. Denn wir haben nicht behauptet, dass „die Onkelz“ noch rechts sind. Aber dieser Vorwurf schwingt in den gegen uns gerichteten Kommentaren mit.

Es ist vielleicht bemerkenswert, wie offen „die Onkelz“ mit ihrer Vergangenheit umgehen. Aber manch ein wichtiges Detail bleibt manchmal unerwähnt. Auf Instagram hat die Band einen Erinnerungspost mit dem Namen „England 🏴󠁧󠁢󠁥󠁮󠁧󠁿 1985 (Teil 1)“ veröffentlicht.

Böhse Onkelz auf Instagram:

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Darin berichten die Böhsen Onkelz über Verbindungen, die sie 1985 nach einem „Skinhead-Festival“ in Lübeck geknüpft hatten. Dort traten auch Indecent Exposure auf, Kahlkopf und Die Hards – alles Bands mit Verbindungen ins rechte Lager. Indecent Exposure werden von den Böhsen Onkelz auch erwähnt. Die Gesinnung der Band jedoch wird auf Instagram mit keinem Wort erwähnt. Dafür: „Die Band war aus dem Häuschen. Ein Traum war wahr geworden“ – denn Indecent-Exposure-Sänger Steve lud die Böhsen Onkelz nach London ein.

Unerwähnt bleibt auch das, was die „Bild“ über den Auftritt zu berichte wusste. Sänger Kevin Russell intonierte demnach auf der Bühne nicht das vorgesehene „Schwarz-Rot-Gold“, sondern „Schwarz-Weiß-Rot“. Die Farbkombination war als Flagge häufig verbreitet und gilt als Kennzeichen des Rechtsextremismus. „Schwarz-Weiß-Rot“ war auch die Flagge des Deutschen Reiches. Diese Farben finden sich in der Hakenkreuzflagge wieder. Zudem sind sie als Gegensatz zum demokratischen „Schwarz-Rot-Gold“ zu verstehen.

Zugute halten könnte man den Böhsen Onkelz, dass sie den Gig auf ihrer Homepage einordnen. Sie kannten ihr Publikum, und über einen kurz auf Lübeck folgenden Berlin-Gig schreiben sie: „Die Onkelz spielen zum letzten mal vor einem reinen Glatzenpublikum, das inzwischen in seiner Gesamtheit aus Faschoglatzen besteht“.

Die Frage ist, ob die Band nicht gerade in den Sozialen Medien in Postings über „Lübeck 1985“ nicht die gesamte Geschichte erzählen sollte. Dort also, wo auch Fans unterwegs sind, die 1985 vielleicht noch nicht mal geboren waren. Für eine Band, die sich selbst in der Verantwortung sieht, keine rechten Fans mehr zu rekrutieren, vielleicht nicht zu viel verlangt.