Bob Dylan über Obama: „Er liebt Musik. Er ist sympathisch. Er ist gut gekleidet.“
Bob Dylan sprach in dem Interview mit Mikal Gilmore, das dieser für den amerikanischen Rolling Stone führte, auch über Barack Obama. Allerdings eher widerwillig. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch, übersetzt von Bernd Gockel.
Mikal Gilmore war der einzige Journalist, dem Bob Dylan ein Interview gewährte. Das Gespräch, das die Titelstory der vorletzten Ausgabe des amerikanischen Rolling Stone wurde, enthält auch eine Passage, in der Gilmore Dylan über Barack Obama ausfragen möchte. Wir haben diese Passage für Sie übersetzt.
Haben Sie geglaubt, dass die Wahl von Präsident Obama ein Zeichen des Wandels war – oder sogar schon der Durchbruch?
Ich habe keine Meinung dazu. Wer eine Veränderung will, muss vorher schon sein Herz verändern.
Seit seiner Wahl gibt es Kräfte, die ihn vehement bekämpfen.
Das gleiche Phänomen gab es aber auch bei Bush, oder nicht? Und bei Clinton auch, und davor bei Carter. Man erinnere sich daran, wie sie es mit Kennedy getrieben haben. Jeder, der diesen Job annimmt, muss sich auf stürmische See einstellen.
Glauben Sie nicht, dass diese Reaktionen teilweise auch durch die Rassenspannungen erklärt werden können,über die Sie gerade sprachen?
Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht, aber ich habe das Gefühl, dass es nicht das gleiche Phänomen ist. Ich weiß wirklich nicht, was genau sie ihm vorwerfen. Ich weiß nicht, wie tief diese Argumente wirklich sind oder wie oberflächlich.
Aber Sie wissen doch, dass man ihn als un-amerikanisch oder als Sozialisten brandmarkt.
Man sollte diesen Worten überhaupt kein Gehör schenken – als würden sie gar nicht existieren. Eisenhower hat man auch als un-amerikanisch beschimpft, und warNixon nicht ein Sozialist? Oder warum trieb er sich damals in China herum? Die gleichen üblen Sachen werden sie auch über den nächsten Kandidaten sagen.
Glauben Sie also nicht, dass die Reaktionen auf Obama auch Reaktionen auf die Tatsache waren, dass zum ersten Mal ein Schwarzer Präsident der Vereinigten Staaten wurde?
Soll ich jetzt etwa Wort für Wort wiederholen, was ich gerade gesagt habe? Wovon reden Sie? Die Leute haben ihn geliebt, als er gewählt wurde. Wovon reden wir also? Dass Leute ihre Meinung ändern? Nun, wer sind diese Leute, die ihre Meinung geändert haben? Vielleicht sollten Sie besser mit denen reden. Warum haben sie ihre Meinung geändert? Warum haben sie beim ersten Mal für ihn gestimmt? Sie hätten jemand anderen wählen sollen, wenn sie das Gefühl hatten, nicht mit ihm glücklich zu werden.
Haben Sie gewählt?
Äh …
Sollten wir uns nicht alle an einer Wahl beteiligen?
Ja, warum nicht? Ich respektiere den Vorgang des Wählens. Jeder sollte das Recht dazu haben. Wir leben in einer Demokratie. Was wollen Sie von mir hören? Wählen ist eine gute Sache.
Ich war nur neugierig, ob Sie sich selbst an der Wahl beteiligen.
(Lächelt) Was?
Was war Ihr persönlicher Eindruck, als Sie Präsident Obama trafen?
Was ich von ihm denke? Ich mag ihn. Aber Sie fragen die falsche Person. Wissen Sie, wenn Sie fragen müssten? Sie sollten seine Frau fragen. Sie ist die Einzige, die zählt. Schauen Sie, ich habe ihn nur ein paar Mal getroffen. Was soll ich da schon sagen? Er liebt Musik. Er ist sympathisch. Er ist gut gekleidet. Was zum Teufel erwarten Sie von mir?
Sind Sie zum Beispiel enttäuscht davon, dass dem Präsidenten so viele Knüppel zwischen die Beine geworfen wurden? Würden Sie es bevorzugen, wenn er wiedergewählt würde?
Ich habe eine Menge Präsidenten miterlebt. Einige werden wiedergewählt, andere nicht. Wiedergewählt zu werden macht noch keinen großen Präsidenten aus. Und oft genug wünscht man sich, dass der Typ, den man gerade gefeuert hat, wieder zurückkehren würde.
Ich habe den Eindruck, dass Sie sehr zurückhaltend sind, wenn wir über den Präsidenten und die Kritik an ihm sprechen.
Nun ja, ich habe alles gesagt, was ich zu dem Thema sagen kann.
Mehr über Bob Dylan gibt es in der aktuellen Ausgabe.