Bob-Dylan-Chronist über Missbrauchsvorwürfe: „Zeitlich nicht möglich“

Im Rahmen der sexuellen Missbrauchsvorwürfe gegen Bob Dylan meldete sich nun ein Dylan-Chronist zu Wort — und argumentiert, dass die Schilderungen des vermeintlichen Opfers nicht stimmen können, weil der Sänger in jenen Monaten woanders weilte.

Bob Dylan sieht sich derzeit mit Vorwürfen sexuellen Missbrauchs einer zum angeblichen Tatzeitpunkt Minderjährigen konfrontiert. Wie am Montag (16. August 2021) bekannt wurde, will eine namentlich nicht genannte, in den Gerichtsdokumenten als „JC“ bezeichnete Frau vor einem New Yorker Gericht Anklage gegen den Musiker erheben lassen. Sie behauptet, Dylan habe sie 1965 unter Drogen gesetzt, misshandelt und bedroht. Es habe vier Vorfälle dieser Art im April und Mai 1965 gegeben — unter anderem im New Yorker Chelsea Hotel.

Ein Sprecher Dylans hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Der Folk-Legende springt nun auch ein Dylan-Chronist zur Seite. Clinton Heylin erhebt Zweifel an der Richtigkeit der Vorwürfe, wie er in einem Interview mit „Huffington Post“ erklärte. Er sagt, der Missbrauch hätte nicht stattfinden können, da Dylan zum angeblichen Tatzeitpunkt nicht in Amerika weilte.

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Das sagt der Dylan-Chronist über die Vorwürfe

„Das ist nicht möglich. Dylan tourte zu dieser Zeit durch England und war zwei Wochen lang in Los Angeles, plus ein oder zwei Tage in Woodstock. Die Tournee dauerte zehn Tage, aber Bob flog am 26. April nach London und kam am 3. Juni wieder in New York an“, erläutert Heylin. „Wenn Dylan Mitte April in New York war, dann nicht länger als ein oder zwei Tage. Woodstock war der Ort, an dem er die meiste Zeit verbrachte, wenn er nicht auf Tournee war. Und wenn er in New York war, wohnte er immer in der Wohnung seines Managers in Gramercy, nicht im Chelsea“, so der Auto weiter. Dylan habe erst ab Herbst desselben Jahres im Chelsea Hotel gewohnt.

Was laut Heylin ebenfalls dagegenspricht

Der Sänger, damals auf dem Höhepunkt seines Ruhms, sei zu jener Zeit dauernd von Kamerateams umgegeben gewesen, da die D.A.-Pennebaker-Doku „Don’t Look Back“ gedreht wurde. Heylin betont zudem, dass zu dieser Zeit Sara Lowndes, Dylans spätere Ehe- und heutige Ex-Frau, mit dem ersten gemeinsamen Kind schwanger war. Er sei skeptisch, dass Dylan in der meistdokumentierten Phase seines Lebens mit einer derartigen Tat durchgekommen wäre. Der Songschreiber habe sich außerdem in dieser Zeitspanne mit Frauen wie Joan Baez, Nico und Marianne Faithful gezeigt, allesamt Personen, die deutlich älter waren als die Klägerin — zumindest für Heylin ein zusätzliches Gegenargument zur Behauptung, er hätte eine Minderjährige missbraucht.

Heylin erklärte außerdem, dass er sich bei Dylans Manager gemeldet und sich als Zeuge für einen möglichen Gerichtsprozess angeboten habe.

So reagieren die beiden Parteien

Der Anwalt des angeblichen Opfers, Peter Gleason, erwiderte gegenüber „Huffington Post“, dass er vermehrt Anrufe von Fans erhalten habe, die ihm ebenfalls diesen Zeitrahmen erläutert hätten. Nichts desto trotz stehe man zu dem Plädoyer, so Gleason. Dylans Sprecher hatte in einer ersten Reaktion die Vorwürfe dementiert und erklärte laut „TMZ“: „Die 56 Jahre alten Behauptungen sind unwahr und wir werden uns energisch dagegen wehren.“ Dylan selbst äußerte sich bislang nicht zu den Vorwürfen.

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