Blue Highways Festival – Utrecht, Vredenburg

Auf dem Blue Highways Festival zelebrierte man stimmungvoll amerikanische Roots-Musik

Im sechsten Jahr war das „Ultimate Americana Music Fest“ zum ersten Mal ausverkauft. Gut 2500 Roots-Aficionados drängelten und verliefen sich in dem arg nüchternen Konzert-Zweckbau. Unter ihnen auch ein Student aus Rotterdam, der Auskunft für seine Magisterarbeit begehrte. Thema: Americana-Rezeption in Holland. Was es so alles gibt. Als der Begriff virulent wurde, standen Son Volt noch an dessen Speerspitze. Nach einer Solo-Phase hat sich Jay Farrar nun drei neue Musiker gesucht, um den alten Namen zu reaktivieren. Neue Songs stehen auch am Anfang des Sets, doch nur das ausholende „Atmosphere“ weckt wirklich Neugier aufs kommende Album. Als Rock-Band bleiben Son Volt immer einen Tick zu gewöhnlich. Unterstützt durch eine dezente Lichtregie gibt dem großen Schweiger Farrar erst ein zentraler Akustik-Set diese ebenso gebrochene wie klare Stimme melancholischer Intensität, die die Zeit für ein paar Augenblicke stehen läßt „Wenn das nicht Country ist, was dann“, meinte Tom Russell, bezog sich jedoch nicht auf Son Volt, sondern auf die Kunde, Kate McGarrigle werde von einer Kuh aufgehalten, die vor ihren Zug gelaufen sei. Der Charismatiker aus El Paso genoß die Spielräume, die ihm ein superbes Quartett um Multi-Instrumentalist Fats Kaplin eröffnete. Dann kam Kate doch noch, irgendwie. Es folgte ein öffentliches Soundcheck-Gewusel und ein schönes Konzert mit unvermeidlichen Kuh-Witzen. Immerhin heißt das aktuelle Album auch noch „La Vache Qui Pleure“. Mit einem munteren „Swimming Suit“ führte Kate am Banjo Anna am Mini-Akkordeon zum Sprung ins gar nicht kalte Wasser, wo alles so leicht oben schwamm. Die neuen französischen Songs, ein Appalachen-Traditional, die Klassiker. „Heart Like A Wheel“ präsentiert Annas Tochter Lily Lankin als Solo-Stimme, „Goin‘ Back To Harlan“ macht klar: So fein die Version von Emmylou Harris sein mag, letztlich können nur die McGarrigles selbst diesen kleinen Stachel in ihre Folk-Poesie treiben. Nach einem feierlichen „Talk Tb Me Of Mendocino“ als Zugabe – Kate am Piano, dazu nur Geiger Joel Zifkin und Annas zweite Stimme – war alles gesagt. Oder doch noch nicht: Chuck Prophet, besser denn je, fiel zur Geisterstunde die undankbare Aufgabe zu, gegen Besucherschwund und Festival-Müdigkeit anzuspielen.

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