Blow Up ! Gered Menkowitz

In den frühen Jahren der Stones war Gered Mankowitz immer am Drücker. Zum 40. Jubiläum der Band holt er nun die fotografischen Schätze aus seinem Archiv.

Gered Mankowitzs Aufnahmen für das Album „Between The Buttons“ ‚(1966) zieren auch das Cover seines Bildbands „The Stones 65 – 67“ (Vision On Books), das soeben in England erschien. Bevor das Buch im kommenden März auch in Deutschland veröffentlicht wird, kann man Mankowitzs Stones-Portfolio auch in natura bewundern: Der Rolling Stone präsentiert die Ausstellung „Get Stoned In A Whole New Way“, die vom 1. bis 14. November in der PPS-Galerie in Hamburg ihre Tore öffnet. Wer die Exponate im Wohnzimmer aufhängen möchte, kommt auch zum Zuge: Über www.mankowitz.com können Original-Abzüge käuflich erworben werden.

Seine ersten Aufnahmen machte Gered Mankowitz als Teenager. Bald zog es ihn ins hippe London, wo er 1964 Marianne Faithfull traf und fotografierte. Deren Manager, Andrew Loog Oldham, war von dem Ergebnis so begeistert, dass er Mankowitz bat, sich doch auch mal seine anderen Klienten vorzunehmen: die Rolling Stones. Von ’65 bis ’67 begleitete Mankowitz schließlich Mick, Keith, Charlie, Bill und Brian auf Schritt und Tritt; er dokumentierte die Hysterie ihrer ’65er US-Tour, entwarf die Covers von „Out Of Our Heads“ und „Between The Buttons“ und verfolgte die Band überall: auf und hinter der Bühne, im Studio, zu Hause. Nur einem Vertrauten waren die Einblicke ins Innenleben der Rolling Stones gestattet.

„Die Stones verabscheuten die Vorstellung, dass sie ein Fremder in ihrem eigenen Zuhause fotografiert. Sie wollten das nicht mitmachen. Gleichzeitig war ihnen klar, dass die meisten Magazine genau solche Fotos haben wollen. Also baten sie mich, ihnen welche zu machen, und das tat ich. Aber es waren ulkige, ironische Bilder… Keith und Mick waren damals gerade dabei, sich unglaublich tolle Häuser zu kaufen. Micks Apartment im ,Harley House‘ in der Marylebone Road war fantastisch, es wurde mit sehr viel Stil und Geschmack eingerichtet. Damals fuhr er einen Aston Martin. Und Keith hatte „Redlands“ im Auge, ein großartiges Haus in Sussex, und er hatte einen wunderschönen Bentley in der Garage. Sie gewöhnten sich also langsam an den Rock’n’Roll-Lebensstil.“

„Zu Beginn ihrer ’65er Tour traten die Stones in einer Show namens ,Hullabaloo‘ auf. Dort ließ sich Brian auch die Haare schneiden. Er war immer derjenige, der den definitiven Look hatte. Zu dieser Zeit sah er außergewöhnlich aus, und die Frisur verlieh ihm eine Art Unschuld, die absolut unpassend war. Auf der Tour ist er ein paar Mal verschwunden und hat Konzerte verpasst. Dann wurde verkündet, er habe die Grippe.“

Am Ende der Tour hatten wir ein paar Tage frei. Keith rief mich an und fragte, ob ich mit ihm reiten gehen wolle. Also nahm er mich mit nach Phoenix. Ronnie Schneider, Alan Kleins Neffe und der Geld-Mann der Tournee, flog auch mit. Am Flughafen bekamen wir einen Truck, und auf dem Weg hielt Keith an, um uns Waffen und Chaps und Cowboyhüte zu kaufen… Wir ritten mit einem Führer durch die Wüste, trafen auf eine Herde Schafe und wurden von einem Sturm überrascht. An einem Fluss stand ein Camp für uns bereit, es wurde ein Riesenfeuer gemacht. Wir kochten, wir betranken uns und schliefen unter den Sternen. Am nächsten Morgen merkten wir, dass unsere Schlafsäcke am Boden festgefroren waren. Ich habe gar nicht viele Bilder gemacht, weil ich so viel Spaß hatte. Aber ein paar Porträts von Keith sprangen schon heraus. Er sah sich ganz gern als Billy-The-Kid-Typ.“

„Die Band fühlte sich sehr wohl, wenn ich von ihnen Bilder machte. Wir haben uns nie etwas ausgedacht. Das war ja das Ding mit den Stones: Sie wollten nie, dass etwas ausgedacht wird, wie das bei den Beatles der Fall war. Sie wollten auf keinen Fall „posieren“. Sie waren sehr gut, wenn es um Studio-Sessions ging, aber sie wollten nie diese albernen, peinlichen Showbiz-Aufnahmen. Das wären nicht die Rolling Stones gewesen… Was sie damals so machten, all diese kontroversen Dinge, waren im Grunde ziemlich harmlos und nur ein bisschen ,Fuck them‘-Attitüde. Mir gefiel das. Als ich sie zum ersten Mal im Fernsehen sah, war ich gerade mal 15 Jahre alt. Ich fand, sie sahen einfach bloß wie freche kleine Jungs aus. Auf mich wirkten sie nicht gerade wie die Reinkarnation des Teufels.“

Charlie mochte Antiquitäten und hatte dabei einen ausgezeichneten Geschmack. Bill war eher ein Vorstadt-Typ, ein sehr familienorientierter Mensch… Viel zu Hause waren sie damals allerdings alle nicht, weil sie dauernd on the road waren oder zum Aufnehmen im Studio. Sie arbeiteten praktisch nonstop. Insofern sind all diese .häuslichen Bilder‘ also nicht unbedingt typisch und repräsentativ.“

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