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Birgit Fuß fragt sich durchKolumne

Birgit Fuß fragt sich durch: Was machte Amy Macdonald so besonders?

Mit „This Is The Life“ wurde Amy Macdonald berühmt – zu ihren Bedingungen.

Es ist Sommer in Berlin, und wie jedes Jahr besuchen sehr viele junge Leute die Stadt und treiben gut gelaunt durch die Straßen. Wir nennen sie „Hostel-Horden“, denn sie tauchen natürlich niemals allein auf. Man erkennt sie oft daran, dass sie Billiggetränke aus dem Späti mit sich führen und recht laut sprechen.

Nur selten dröhnt ein Beat aus einer kleinen Box, mitgesungen wird kaum – das ist eigentlich schade. Angetüdelt Lieblingslieder schmettern gehört doch zu den großen Freuden des Erwachsenwerdens. Eine, die das weiß, ist Amy Macdonald. Sie war zwanzig, als vor 17 Jahren ihr Debütalbum, „This Is The Life“, erschien, das gleichnamige Lied wurde ein Hit.

Der Songtext fiel der Schottin ein, nachdem sie Pete Dohertys erstes Solokonzert nach seinem Ausstieg bei den Libertines gesehen hatte und danach noch mit einigen Freunden unterwegs war. Sie entwirft das Bild einer dunklen Straße, in der Jungs Mädchen mit lockigen Haaren „jagen“, während die Schüchternen in einer Ecke sitzen und beobachten. Und die Musik wird immer lauter, die Lieder kommen einem (wohl mit zunehmendem Rausch) immer besser vor …

„And you’re singin’ the songs, thinkin’ this is the life/ And you wake up in the mornin’, and your head feels twice the size/ Where you gonna go, where you gonna go?/ Where you gonna sleep tonight?“

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Vor vier Uhr morgens geht niemand nach Hause, das Lied feiert das Feiern, doch bei Amy Macdonald und ihrem Debüt geht es noch um etwas anderes, Wichtigeres: Sie hatte diese wunderbar tiefe Stimme und Talent, aber eben auch den Willen und die Zielstrebigkeit. Sie ließ sich nicht reinreden, sondern setzte ihre Vorstellungen durch. Produzent/ Manager Pete Wilkinson half nur bei „L.A.“ ein bisschen aus, ansonsten hat sie alle Songs komplett allein geschrieben.

Manche noch als Teenager in ihrem Kinderzimmer – da musste und durfte kein Ryan Tedder oder Max Martin ran. Amy und ihre Gitarre: das sollte reichen. Ihre Hymne über den Barrowland Ballroom in Glasgow zeigt, dass sie durchaus auf die große Bühne wollte, aber eben zu ihren eigenen Bedingungen.

Sie werde uns nun Lieder über die Träume singen, die sie einst hatte, verspricht sie in „Let’s Start A Band“ – und: „Give me a stage and I’ll be your rock and roll queen/ Your 20th-century cover of a magazine/ ‚Rolling Stone‘, here I come, watch out everyone!“


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Alle mal aufgepasst, sagt Amy also – hier bin ich, und hier bleibe ich. Dass sie eine langfristige Karriere plant, war spätestens klar, als sie 2010 (auf ihrem zweiten Album, „A Curious Thing“) als Hidden Track „Dancing In The Dark“ coverte – Bruce Springsteen war ihr Vorbild.

Amys verlangsamte Version klang fast ein bisschen unheimlich, aber sehr souverän – und mit einer eindeutigen Botschaft: Nicht resignieren, nicht rumsitzen, sondern das Beste aus den gegebenen Umständen machen. „You can’t start a fire without a spark/ This gun’s for hire/ Even if we’re just dancin’ in the dark.“

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Wenn bei den Hostel-Horden ein paar so begabte und hartnäckige Leute wie Amy Macdonald dabei sind, dann dürfen sie gern weiter durch die Straßen ziehen und sich auf und über das Leben freuen, das vor ihnen liegt. Auch wenn sie jetzt eher Sabrina Carpenter oder Ayliva hören.

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