Bin bißchen Haß: die INSANE CLOWN POSSE
So ganz dicht sind sie wohl nicht. Sie nennen sich Shaggy 2 Dope und Violent und sind etwa Mitte 20. Genau kann man das nicht sagen, denn sie verstecken sich hinter Masken, die sie sich jeden Morgen frisch aufpinseln. Und wenn Violent mit Journalisten spricht, stellt er sich auf den Stuhl und hält halbstündige Monologe. Sein Kollege wirft derweil wohldosiert „Fuck you“ oder „fuck them all“ in die traute Runde und sinniert, wie wohl die Schnitte von der Hotelrezeption am besten zu ficken sei.
Ein Album hat die Posse aus Detroit auch gemacht, es heißt „The Great Milenko“ und ist, nach drei Indie-Versuchen, schon das vierte: Rap mit Gitarren, eine Art Bodycount mit 40 Prozent weniger Fett, früher auch Crossover genannt. Aber Musik spielt bei den Clowns – die stolz sind, live kein einziges Instrument zu spielen – ehr nur die Nebenrolle. In den USA werden sie gehaßt wie allenfalls noch Marilyn Manson. Selbst Alice Cooper, der Pionier der Horror-Persiflage, verkündete im Brustton der Überzeugung, dies sei nun „wirklich eine Band, die unsere Kinder versaut“. Dabei hatte Cooper noch kurz zuvor, wie auch Slash und Steve Jones, auf „The Great Milenko “ mitgemacht.
MTV spielt ihre Videos nicht, das Radio spielt die Songs nicht, Elternverbände spielen dafür umso verrückter. „Fuck them all“, brüllt Violent. „Wir reden Klartext. Und die Leute, die in unseren Songs erschossen werden, sind Rednecks, Rassisten und Kinderschänder. Die haben’s allesamt verdient.“ Nun ja. Wer sich provozieren läßt, war schon immer selber schuld. Zumal die Herren sich und ihre martialische Maskerade ja wohl selbst ein wenig auf den Arm nehmen…
„Hmm“, sagt die Plattenfirmenfrau im Rausgehen, „die sind aber eigentlich immer so.“ Na, das wär ja noch schöner.