Bill Wyman träumt sich zurück auf die Rolling-Stones-Bühne
Archäologie und Rock’n’Roll. Zum Start der US-Tour gibt der Ex-Bassist Einblicke in sein Seelenleben.
Es geht wieder los. Am gestrigen Sonntag (28. April) zündeten die Rolling Stones die erste Stufe ihrer „Hackney Diamonds“-Tour in Houston, Texas. Der stets touristisch interessierte Mick Jagger schaute vorher im Johnson Space Center vorbei und bedankte sich artig auf Instagram für die kundige Führung der Astronauten Josh Cassada und Jessica Meir.
Vom Kontrollzentrum der NASA ging es ins NRG-Stadium. Bei Ticketpreisen bis zu 800 Dollar bejubelten rund 65.000 Fans aller Altersgruppen den ersten Raketen-Abschuss zur Tour durch 19 amerikanische Arenen mit dem Auftaktsong „Start Me Up“.
Daheim in Großbritannien bat „The Mirror“ Ex-Bassist Bill Wyman zum Erinnerungs-Tee. „Es ist sehr seltsam. Seit meinem Ausstieg träume ich immerzu, dass ich mit ihnen weiterhin auf Tour bin. Als wären wir eben noch in der Garderobe oder im Hotel gewesen. Immer noch diese tiefen Erinnerungen, in der auch andere Freunden wie David Bowie vorkommen. Sie sind dort alle sehr nett. Alles ziemlich verwirrend für mich.“
Seinen Abgang zieht der 87-jährige noch einmal klar: „1991 war ich raus, aber sie wollten mir einfach nicht glauben. Sie weigerten sich, zu akzeptieren, dass ich gegangen war. Noch 1993, als sie begannen, sich für die 1994er-Tournee zusammenrauften, fragten sie verblüfft: ‚Du bist jetzt also wirklich weg, oder?‘ Und ich nur: ‚Ich bin vor zwei Jahren gegangen.‘ Schliesslich akzeptierten sie es, und seitdem steht in den Chroniken, ich sei 1993 gegangen.“
Ohne Wehmut erklärte Wyman: „Ich hatte einfach genug. Mein halbes Leben war damals durch und ich dachte nur, es gibt noch andere interessante Dinge im Leben. Ich wollte mich meinem Faible für Archäologie widmen, Bücher schreiben, Fotoausstellungen geben und Cricket auf Wohltätigkeitsball-Veranstaltungen spielen. Auf Tour habe ich über antike Kulturen gelesen und auch Fotos gemacht.“
Als eifriger Sammler – vor allem von Erinnerungsstücken an die UK- Zeichentrickfigur „Rupert Bear“ – berichtete Wyman auch von seiner Sammler-Seele: „Ich habe ein großes Archiv angelegt mit allem, was mir passiert ist. Erinnerungs-Stücke der Stones, um meinem Sohn zu zeigen, dass ich einmal in einer Band war.“
Und während er und seine Ex-Kollegen sich schon lange keine Sorgen mehr machen müssen, erinnert er an die kargen Jahre zu Beginn der 1960er: „Ein Jahr lang oder länger gab es kein Geld“, so Wyman. „Wir spielten Gigs für zwei Pfund … wir waren eine Bluesband, und Blues war nicht sonderlich populär“ Die „lukrativen Jahre“ kamen erst viel, viel später. Bei den ersten US-Konzerten im Juni 1964 waren Stadion-Dimensionen noch undenkbar: „Niemand hatte von uns gehört!“