Bill Wyman And The Rhythm Kings
Der Mann hat seine Wahl getroffen.Statt anonymer Stadion-Gigantomanie die überschaubar-heimelige Spätschoppen-Atmosphäre der Altonaer Fabrik. Und eine Bühne, derentwegen man die weniger prominenten Kräfte der 13 (!) Rhythm Kings in den Backstage-Bereich bannen mußte.
In der ersten Reihe: Georgie Farne, erst vor drei Monaten noch mit Van Morrison in Hamburg zu Gast, gab launig den „Master Of Ceremonies“; Peter Frampton, mit weißem Kurzhaar inzwischen physiognomisch der Prototyp des netten Bio-Lehrers von nebenan, spielte den Blues Brother auf der „Tobacco Road“ und duellierte sich mit Flinkfinger Albert Lee, der leider erst ganz spät richtig Country-Gas geben durfte. Rechtsaußen Gary Brooker fing derweil die Bälle auf, die ihm Farne in „Flamingo Club“-Reminiszenzen schwelgend von links zuwarf. Im durch und durch klassischen Finale bedienten sich die Rhythms Kings dann bei Huey „Piano“ Smith („Don’t You Just Know It“), Ray Charles („What I’d Say“) und Wilson Pickett („Land Of 1000 Dances“). Und 50jährige fühlten sich plötzlich noch mal wie einst im Mai und tanzten den „Tulsa Shuffle“. Mag das Album „Struttin‘ Our Stuff“ nur mäßigen Unterhaltungswert verströmen, live gab’s immerhin Pub-R&B von gehobenem Niveau. Was nicht zuletzt Vokalistin Beverly Skeete zu verdanken war, die mit ihrer gospelgrundierten Power nicht nur „Melody“ an sich riß – die einzige Stones-Leihgabe in zwei Stunden.
Und Bill? Der agierte natürlich auch ganz vorne, traute sich gar einmal ans Mikro („Green River“), und machte ansonsten das, was er jahrelang bei den Stones gemacht hatte: Rumstehen und solide Baß spielen. Nur das ungläubig-verschmitzte Lächeln, mit dem er an diesem Abend immer wieder die Galerie der Fabrik musterte, war ihm bei seinen alten Arbeitgebern zu guter Letzt doch irgendwie abhanden gekommen.
Oui, je suis un Rockstar? Mais non, Bill!