Bill Fay und „Still Some Light“: Zerreißproben eines genialischen Schrats
Eine neue Compilation stellt Demos und lange Zeit Vergrabenes des teuflisch begabten Songwriters Bill Fay aus.
Bevor Bill Fay 2012 mit dem Album „Life Is People“ ein so unerwartetes wie tiefschürfendes Comeback feierte, an das sich glücklicherweise noch zwei weitere Platten voller spiritueller Abschiedslieder anschlossen, gründete sich sein schmaler Ruhm auf zwei Studioeinspielungen aus den 70ern.
Das selbstbetitelte, an nur einem Tag aufgenommene Debüt bleibt eines der am wenigsten beachteten Meisterwerke der transzendentalen Musik, angereichert mit tieftraurigen und von Jazz-Spirit und Orchestersound erhobenen Betrachtungen über Gott, Mensch und Natur. Vergleiche mit Leonard Cohen und Nick Drake blieben folgenlos. Wiederentdeckt wurde das Werk erst fast 40 Jahre später, als Nick Cave sich öffentlich entzückt zeigte und Wilco „Be Not So Fearful“ coverten.
Fay wandelte sein Image und seine Musik für sein düsteres zweites Album, „Time Of The Last Persecution“ (1971), und gab den christianisierten Schrat (der er danach auch ohne Musik weiter blieb). Passend zur inneren Einkehr sparte er sich auch zahlreiche Instrumente, wobei die zuweilen zynischen Texte und herben Gitarrenimprovisationen von Ray Russell die apokalyptische Stimmung beförderten.
Zahlreiche Demos und Rohentwürfe aus dieser Zeit erschienen 2010 zum ersten Mal auf einer Doppel-CD unter dem Titel „Still Some Light“. Sie bilden nun erneut das Rückgrat für eine in zwei Teile gesplittete Kompilation, wobei der noch kommende Part sozusagen das verschollene Album repräsentieren soll, das Fay in den 70ern nicht mehr zustande bekam.
Der mit seiner Stimme kämpfende Sänger und begabte Musiker Fay ist aber schon hier zu entdecken: Der flehende Gesang in „Just To Be A Part“ reißt einem das Herz heraus, das schmutzige Gitarrengekeife in „I Will Find My Own Way Back“ offenbart, wie sehr ihm irgendwann der Wohlklang abgehen musste, und „Laughing Man“ beweist, wie ergreifend Fay am Klavier zu einer eigenen Form fand.
Schönes Beiwerk: Vier Stücke von Bill Fay erscheinen in Neuinterpretationen als 7″-Singles, darunter „Dust Filled Room“ von Steve Gunn und „I Hear You Calling“ von Kevin Morby.