Bilder einer Ausstellung: DREDG spielen Art-Rock wie Landschaftsmalerei und strengen sich dabei an
Jetzt ist es soweit: Nach viel Vorarbeit gibt es in diesen Tagen mit „El Cielo“ die hiesig erste reguläre Album-Veröffentlichung des US-Quartetts Dredg. Aus Grunge-Melancholie, Prog-Rock-Pathos und allerlei cineastischen Geräuschkulissen entwickelt die Band hier plastische Song-Landschaften, mit denen sie im derzeitigen amerikanischen Rock-Zirkus einsam dasteht.
„Wir machen hoffendich eine Musik, die irgendwie anders ist“, formuliert Sänger Gavin Hayes behutsam. Das Andere ist bei Dredg die ausgeprägte Liebe zu den Künsten. Die Hälfte der Band kommt von der Kunsthochschule, die Webpage ist bis oben voll mit Lyrik, schönem Design und den Gemälden von Trommler Dino Campanella. „Sicher prägt uns dieser Hintergrund“, nickt Gitarrist Mark Engles, „es wäre doch klasse, wenn Rock und Pop nicht mehr bloß auf sich selbst verweisen müssten, sondern den Anschluss an die anderen Künste wieder schaffen würden.“ Wie das gehen könnte, sieht man ein paar Stunden später auf der Bühne. Dredg werfen sich mit erstaunlicher Inbrunst in ein Set aus sphärischen Improvisationen und kathartischem Heidenlärm, Engles und Bassist Drew Roulette verbringen viel Zeit auf den Knien, um an Effektgeräten zu drehen. Obwohl obendrein ein paar von Campanellas Bildern die Bühne zieren, ist das keine Vernissage: Dredg verlieren bei allem Ringen um körperlose Atmosphären nie den Bezug zum ganz menschlichen Gefühl. „It’s nothing but rock really“, sagt Campanella, aber das ist eine Untertreibung.