Big Bad VooDoo Daddy

Big Bad Voodoo Daddy kommen aus Hollywood. Kein Wunder also, dass bei ihnen alles mit einem Leinwand-Auftritt begann. Die achtköpfige Band spielte einen ihrer regelmäßigen Mittwochabend-Gigs im „Derby“ in Los Angeles, als einer ihrer Fans – Schauspieler und Filmemacher Jon Favreau – sie bat, in seinem Low-Budget-Erstling aufzutreten. „Swingers“ wurde über Nacht zum Kultfilm, und Big Bad Voodoo Daddy fuhren die Ernte in Form eines Major-Label-Vertrags ein. Darüberhinaus haben die Voodoo Daddies auch bereits bei diversen Star-gespickten Privatparties und Filmpremieren gespielt. Sänger Scotty Morris verrät uns ein paar intime Geheimnisse der berühmteren Fans seiner Band: Filmschauspieler Robert Duvall etwa legt einen mörderischen Tango aufs Parkett, und wenn Brooke Shields vor deinem Augen den Jitterbug tanzt, kann dich das verdammt schnell aus dem Rhythmus bringen.

Meet the band

Scotty Morris: Vocals und Gitarre; Kurt Sodergren, Drums; Dirk Shumaker, Kontrabass;Joshua Levy, Piano; Glen Marhevka, Trompete; Karl Hunter und Andy Rowley, Saxofon; Jeff Harris, Posaune.

Sodergren: „Ich finde es nicht übermäßig problematisch, in einer personell so großen Band zu spielen. Das einzige Problem besteht allenfalls darin, dass man Gagen und andere Gelder nun unter mehr Leuten aufteilen muss. Und auf Tournee fühlt man sich wie ein Teenager beim Camping-Trip, weil wir in einem Bus mit immerhin zwölf Schlafkabinen unterwegs sind. Klar, dass wir ’ne Menge Spaß zusammen haben.“

Mit Daddy ging’s los

Sodergren: „Die meisten von uns haben keine klassische Ausbildung, deshalb klingt Swing bei uns so, als wenn er von einer Nicht-Swing-Band gespielt würde. Mein Großvater war Saxofönist in einer Swingband, und ich hab ihm oft zugehört. Im Studio spiele ich heute noch eine .Radio King‘-Snare aus den 30er Jahren, die dem Drummer gehörte, der damals in der Bigband mit meinem Opa war.“

Morris: „Als ich fünf war, fand ich ein Album von Louis Armstrong in der Plattenkiste meiner Eltern. Und weil mein Bruder Trompete im Schulorchester spielte, dachte ich, das kannst du doch auch mal ausprobieren. Die Trompete war immer mein Lieblingsinstrument Später, so mit 14,15 Jahren, waren Punkrock-Trompeter in der musikalischen Evolution nicht gerade übermäßig angesagt, also versuchte ich es mit anderen Sachen – Gitarre, Bass,Schlagzeug, Gesang, was auch immer. Die Trompete ist mir aber noch immer am nächsten. Und ich habe immer noch meine alte Tröte.“

Dads im Pech

Morris: „Der absolute Tiefpunkt unserer Karriere kam, als wir die kalifornische Küste rauffuhren, um in Portland, Seattle und Umgebung einige Gigs zu spielen – und die Tür von unserem gottverdammten Lieferwagen abbrach. Wir mussten sie behelfsmäßig mit Klebeband festmachen, und dann fing es natürlich an, pausenlos zu schiffen, und wir zuckelten zwölf Tage lang mit nassen Füssen durch die Gegend. Einen neuen Wagen konnten wir uns natürlich damals nicht leisten. Das war 1995 – zu einem Zeitpunkt, als wir schon heilfroh waren, in einem kleinen Club mit 400 Plätzen spielen zu dürfen.“

Stilfragen

Morris: „Ich habe klassische Anzüge seit Menschengedenken gesammelt. Du wirst eben nie einen Chet Baker oder Miles Davis in labbrigen Jeans auf einem Albumcover sehen. Das war eben ein cooler Look, zu dem es im heutigen Amerika nichts Vergleichbares gibt Man muss ja nicht gleich die stilechten Vintage-Klamotten von damals tragen, aber die Eleganz, die sie in den 30er und 40er Jahren kultivierten, ist schon unschlagbar.“

Sodergren: „Du kannst nicht ständig „Mr. Swing-Guy“ sein. Die Swing-Typen trugen diese Anzüge, weil das eben damals Mode war. Im Moment fragen wir uns, ob wir unseren Stil ein bisschen modernisieren sollten. Ich meine, wir wollen natürlich nicht aussehen wie Kenny G – die Anzüge bleiben, klar, aber vielleicht arbeiten wir mit ein paar Designern zusammen und lassen uns etwas schneidern, das irgendwo zwischen Retro und Modern liegt. Zeitgemäß, aber nicht von der Stange.“

Mode oder mehr?

Sodergren: „In den Medien wird Swing meist als kitschiges Klischee abgehandelt Das ist wohl der Grund, warum die meisten Musiker nicht gern in diese Schublade gesteckt werden. Mir ist das wurscht, ich bin stolz, Swing zu spielen. Hoffentlich entwickelt es sich wie bei jeder anderen Szene, dass ein halbes Dutzend Bands übrigbleibt, wenn der Rummel vorbei ist. Wir gehören dazu, das steht fest!“

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