Biffy Clyro
haben ihren Prog-Rock mehrheitsfähig gemacht
„How art-rock sorcerers Biffy Clyro conquered grief. violence and poverty to become Britain’s best loved cult“ betitelte „Kerrang!“ kürzlich ein Feature zu Simon Neil sowie Ben und James Johnson, zusammen Biffy Clyro. Eine Übertreibung ist das natürlich, aber etwas Wahres steckt doch drin: Seit bald zehn Jahren betreibt das Trio aus Ayrshire nahe Glasgow einen eigenwilligen Heavy-Prog-Rock, den lange keiner hören wollte. BC spielten gegen alle Trends, in Fußballkneipen und leeren Clubs und ließen sich später im Vorprogramm von Sum 41 klatschnass spucken.
Der Sound wurde dann etwas zugänglicher, und doch ist der jetzt geglückte Coup beachtlich: 14th Floor, ein Unterlabel von Warner, kaufte die Band aus dem Vertrag mit Beggars Banquet und stellte für das fünfte Werk ein großes Budget zur Verfügung. Von 100 000 Dollar ist die Rede, die Biffy Clyro binnen zwei Monaten in Vancouver durchbrachten; sogar das Sinfonieorchester aus Seattle wurde gebucht. „Uns kommt das auch ein bisschen komisch vor“, gibt Neil zu, „zumal wir unsere Platten bisher immer in einer Woche gemacht haben. Reingehen, raushauen,das war unsere Devise. Wir hatten ziemlich Schiss. bei so viel Studiozeit unsere Energie zu verlieren.“
Ein kleines bisschen mag das auf „Puzzle“ passiert sein. Doch dafür haben Biffy Clyro endlich ihre Vision von einem Miteinander aus Power-Riffs, monumentalem Prog und hymnischen, durchaus mehrheitsfähigen Melodien voll entfalten können. Weil man diese Musik wohl in der trendhörigen Großstadt so nicht durchgehalten hätte, ziehen Biffy Clyro auch jetzt lieber nicht um. „Wir sind zu Hause von viel Elend. Gewalt und Ausweglosigkeit umgeben. Auch wenn Ayrshire nicht Afghanistan ist man behält hier die Perspektive dafür, wie es im Leben wirklich zugeht.“