Beth Jeans Houghton – Farbenlehre
Man muss kein Hellseher sein, um Beth Jeans Houghton aus Newcastle einen guten Start zu prophezeien. Schon die erste EP "Hot Toast" brachte sie 2009 auf den Radar der UK-Presse. Dann aber verschwand Houghton für eine Weile, anstatt den Hype bis zur Veröffentlichung des Debütalbums zu reiten das nun endlich erscheint.
Ob ihr das alles zu lange gedauert hat? „Ach, wenn man sich das Verhältnis von Zeit und Raum genauer anschaut oder die Idee von Zeit generell als Illusion erkennt, ist es ja möglich, dass wir alle nur in diesem einen Moment existieren.“
Die versponnene Antwort passt gut zu Houghton, deren Musik und Videos oft wie expressionistische Stil- und Farbexplosionen wirken. Die küchenpsychologische Erklärung: Houghton leidet unter Synästhesie, einer Erkrankung, bei der eigentlich nicht zusammengehörige Wahrnehmungen aneinander gekoppelt sind. „Für mich ist das ein pain in the ass. Ich kann zum Beispiel nicht gut lesen: Jeder Buchstabe des Alphabets ist in meiner Wahrnehmung mit einer Farbe verknüpft. Aber einige unterscheiden sich nur in Nuancen. N, M, P und R sind zum Beispiel allesamt minimal variierende Brauntöne. ‚Promising‘ zum Beispiel lese ich dadurch wie ‚Minorsipg‘ was natürlich überhaupt keinen Sinn ergibt. In meiner Schulzeit war ich für die meisten nur ein Freak mit hyperaktiver Vorstellungskraft.“
Diese Zeiten dürften mit „Yours Truly, Cellophane Nose“ beendet sein. Die Art, wie sie ebendiese hyperaktive Vorstellungskraft in wunderschönen Songs bändigt, dürfte jeden Ex-Klassenkameraden verstummen lassen.