Berlinale 2016: „Better Call Saul“, Season 2 – Chips und Drink serviert man im Pool
Die zweite Staffel von »Better Call Saul«, dem schwungvollen Prequel von Vince Gilligans und Peter Coulds Erfolgsserie »Breaking Bad«, startete auf der Berlinale in die zweite Staffel.
Das irgendein Kulturwerk auf der Website Rotten Tomatoes eine Bewertung von 100 % bekommt, ist eine Seltenheit. Die erste Staffel von Better Caul Saul, dem Prequel der Erfolgsserie „Breaking Bad“, kann diese Bewertung für sich beanspruchen. Entsprechend groß ist die Fangemeinde der Serie um den charismatischen, aber erfolglosen Verteidiger James McGill (alias Saul Goodman), der später an der Seite des Chemielehrers Walter White stehen wird. Nachdem die zehn Episoden der ersten Staffel im vergangenen Frühjahr bei Netflix gelaufen sind, kommt nun Staffel zwei, die wie im Vorjahr einen vielversprechenden Auftakt auf der Berlinale feierte.
Das Finale der ersten Staffel endete nach zahlreichen Rückschlägen in einer Auszeit, die Jimmy zurück nach Chicago und in die Hände seines alten Freundes Marco führte. Dessen Angebot, mit ihm noch einmal von vorne anzufangen, schlug Jimmy aus. Er wollte nicht noch einmal zehn Jahre zurück, sondern endlich vorankommen, den Erfolg und die Anerkennung einstreichen, die er zu verdienen meint. Dies kommt nun in Staffel zwei. In der gezeigten ersten Episode nimmt die Serie Abschied von der bedauernswerten Existenz von Jimmy McGill. Ein letztes Mal geht es noch einmal in die Kulissen des Nagelsalons, bevor sich der tragikomische Held in eine neue Existenz aufmacht.
Nach einigem Hin und Her in der ersten Staffel wird er sich am Ende der ersten Episode von Staffel zwei nun doch der erfolgreichen Großkanzlei Hamlin, Hamlin & McGill (HHM) anschließen, in der sein Bruder beteiligt ist. Wer befürchtet, dass Jimmys rebellischer Geist unter dem Wechsel zu HHM leiden könnte, der wird schon in der ersten Episode eines Besseren belehrt. Eine Vorschrift ist erst einmal dafür da, sich über sie hinwegzusetzen.
Amüsierter Sarkasmus
Zuvor aber wird er sich mit seiner On-and-Off-Geliebten Kim einen großen Spaß erlauben, nachdem er es sich mit Chips und Drink im Pool eines Luxusklubs gemütlich gemacht hat. Jimmy und Kim werden einen Broker in einer Bar mit einem angeblichen Investmentprojekt nicht nur dazu bringen, die Perversität des Finanzkapitalismus zu enthüllen, sondern auch ein kleines Gelage zu finanzieren. Vor allem in dieser kleinen Szene dringt McGills amüsierter Sarkasmus durch, in dem man sich als Zuschauer so wunderbar wiederfindet.
Die Erfolgsproduzenten Vince Gilligan und Peter Could haben mit „Better Call Saul“ eine Serie geschaffen, die es dem Publikum leicht macht, sich mit der Hauptfigur zu identifizieren. Während Walter Whites Entwicklung vom Chemielehrer zum Kriminellen zwar in ihrer Bösartigkeit fasziniert, aber Identifizierung verhindert, ist dies bei Jimmy McGills Schwierigkeiten, sich an die Wirklichkeit anzupassen, vollkommen anders. Weil jeder seine Schwierigkeiten hat, sich mit der Realität ab- und in ihr einzufinden, erkennt man sich umso leichter in diesem Antihelden wieder. Nun greift dieser McGill also nach den Sternen des Erfolgs, mit Dienstwagen, Mahagonischreibtisch und Lieferservice frei Haus – auch das ein Modell, in dem man sich gern wiederfinden wird.