Ben Harper
Mehr Cream als Jack Johnson
Es ist zwei Uhr mittags in Kalifornien, Harper sitzt in einem Studio in Burbank und wird gleich sehr laut werden. Er stöpselt seine Zwölfsaitige ein und stimmt „Number With No Name“ an, ein Track von seinem neunten Studioalbum, das er mit seiner neuen Begleitband Relentless7 eingespielt hat und das
bald unter dem Titel „White Lies For Dark Times“ erscheinen wird. Aus den Lautsprechern tönt eine Mischung aus Hardrock und Delta-Blues. „Zu deftig?“, fragt Harper, als er den Kontrollraum betritt. Gitarrist Jason Mozersky schüttelt den Kopf. „Nein, Mann, klingt geil“, sagt er. „Der Hammer.“ Auch die neuen Songs wurzeln in der Tradition, die Harper seit langem beschäftigt, sind aber wuchtiger und weniger verspielt – eher Cream als Jack Johnson – und Lichtjahre entfernt vom eher schlichten Vorgänger Lifeline“, den er mit seinem langjährigen Quintett Innocent Criminals einspielte. Die Bandbreite reicht von der Spaghettiwestern-Stimmung von „Up To You Now“ bis zu den vergrübelten Akustiksounds von „Skin Thin“. „Das Ganze klingt so, wie ich es mir schon lange vorgestellt“, meint Harper. „Um die ausgetretenen Pfade zu verlassen, mussten wir uns respektvoll in den Hintern treten.“ Harper schwört auf sein neues Trio, hält aber auch den Innocent Criminals die Treue.
Dabei orientiert er sich an Neil Young, der mit diversen Bands tourt und aufnimmt. Zur Zeit passt eben das kleinere Ensemble: „Ich möchte nicht mit einer Sache aufhören müssen, um eine andere anzufangen. Ich kann zwei Bands aus unterschiedlichen Gründen auf unterschiedliche Bühnen stellen – und beide hundertprozentig unterstützen.“