Bekenntnis zum Trivialen
Die Kölsch-Rocker Brings lassen ihr Sprachidiom linksrheinisch liegen – und singen nun hochdeutsch. Drei Langspielplatten in Kölsch – und sie haben es immer noch nicht geschafft. „Was nützt es, wenn uns die Kritiker loben, wir aber keine Platten verkaufen, weil niemand uns versteht?“, fragt Sänger Peter Brings und orakelt: „Vielleicht ist es ja diesmal umgekehrt.“
Könnte schon sein. Brings setzen auf „Glaube, Liebe, Hoffnung“, so der Titel des neuen Albums. Die Heimat reagiert irritiert auf den neuen Zungenschlag. Der „Express“, Boulevard-Macht am Rhein, witterte Verrat an der Kölschen Sache. „Die haben uns geschlachtet Aber uns sind Verrisse egal. In Köln machen wir die Sporthalle voll, das soll auch anderswo klappen“, sagt der 30jährige und bekundet reichlich Entschlossenheit – „endlich mal Platten zu verkaufen.“
Ein offenes Geständnis, das die Band, stilistische Aktualität betreffend, jedoch kaum einlöst. Brings haben, zum vierten Mal, versucht, eine deutsche ,JReckless“ zu machen. „Ist ja auch die beste Bryan-Adams-Scheibe“, stimmt Peter Brings zu. In der Tat: „Glaube, Liebe, Hoffnung“ das ist ein Bekenntnis zum plattfußigen 80er-Jahre-Mainstream. Musik, die Beavis 8C Butthead-Anhänger unwillkürlich an den „Winger“-Boy denken läßt.
Aber auch das sei, so Brings, egal, obwohl Brötchengeber EMI da anderer Meinung war. „Die wollten aus uns sowas wie Selig machen: ‚Selig, genau so wollten Brings immer sein.‘ Aber ich habe keinen Bock auf die Red Hot Chili Peppers-Nummer“, sagt der langhaarige Lindenberg-Fan, der seine Kumpels – darunter Tastenmann Kai Engel (Sohn des Ex-Bläck Fööss-Sängers Tommy Engel) und Neu-Drummer Christian Blüm immer noch dazu überreden will, Lindenbergs „Schneewittchen zu covern: „Das wäre doch der Crossover-Song!“
Kreuz genug sind allerdings schon diverse lyrische Schöpfungen: „Mama, gib mir den Glauben zurück, ich will Liebe, ich will Glück“, reimen Brings etwa – oder „Scheiß auf den Job und das Geld, du hast mich, ich hab dich und das Zelt“. In der Ballade „Tränen“ heißt es so prollig wie drollig: „Erinnerung tut weh, trink noch’n Whisky, dann geht das schon ok.“
Trivialdichter Brings zumindest steht drauf – und dazu: „Klar, das sind Schlagertexte. Die sind auch voll ernstgemeint. Aber wenn du ‚Always‘ von Bon Jovi übersetzt, dann ist das genauso Schlager. Sobald jemand Deutsch singt, wird sofort die Lupe ausgepackt“, sagt Deutschlehrer-Sohn Brings. „Die Deutschen stehen auf Schlager aber keiner gibt’s zu.“ Durchhalteparolen sind im deutschen Schlager aber offenbar nicht mehr gefragt: „Die Leuchtreklamen in der Stadt gehen aus, ich will nach Haus.“