#BackToLive: Interview mit Jerry Leger – „Die Unterstützung der Fans fühlt sich sehr gut an“
Songwriter JERRY LEGER lebt in Toronto und möchte in Deutschland auf Tour gehen. Da sind jetzt vor allem Geduld und Improvisationstalent gefragt. Aber zwischendurch kann er ja noch ein Album aufnehmen. Ein Interview.
Wie war, wie ist die Pandemie-Situation in Kanada?
Ich denke, ähnlich wie an den meisten anderen Orten mit mehreren Lockdowns, dem Warten auf Impfstoffe, Menschen die man vermisst, und vielen verschiedenen Ängsten. Ich hoffe sehr, dass das neue Jahr für uns alle besser wird. Es geht vor allem um Verantwortung und Rücksichtnahme.
Konnten Sie so viele Shows spielen, wie Sie es gewohnt sind?
Ich habe seit Anfang 2020 kaum noch live gespielt, außer bei einigen Outdoor-Shows in und um Toronto. Es war sehr schwierig, weil wir auf road work angewiesen sind und wir auch gerne auftreten.
Wie haben Sie es geschafft, als Künstler zu überleben? Konnte sie Unterstützung von der kanadischen Regierung beantragen?
Naja, ich bin künstlerisch sehr aktiv geblieben, habe eine Überraschungs-Lo-Fi-Akustikplatte und einen Gedichtband veröffentlicht, habe einen Konzertfilm und neuen Merch für die Fans produziert … Ich konnte ein paar Dinge machen, für die ich vorher vielleicht nicht die Zeit gehabt habe, zwischen dem Unterwegssein und Musik aufnehmen. Am Anfang war das sogar ganz schön.
Und, ja, es gab eine Zeitlang Hilfe von der Regierung, die dringend benötigt und geschätzt wurde. Außerdem haben uns viele Fans wirklich unterstützt – einige konnten natürlich mehr unterstützen als andere. Das fühlte sich sehr gut an und war ermutigend.
Ich habe auch viele Songs geschrieben und bin Ende des Sommers mit meiner Band – Dan Mock und Kyle Sullivan – und Produzent Mike Timmins ins Studio gegangen, um ein neues Album aufzunehmen. Ich denke, wir alle hatten das Glück, dass wir das tun konnten. Es wird im Frühjahr erscheinen und ich denke, es ist ein wunderschönes Album.
„Ich denke, es war eine wirklich tolle Sache, dass sie diese Bandcamp Fridays gemacht haben, bei denen die Künstler 100 Prozent der Einnahmen behalten konnten“
War der Vertrieb Ihrer Musik über Bandcamp ein wichtiger finanzieller Faktor?
Ich denke, es war eine wirklich tolle Sache, dass sie diese Bandcamp Fridays gemacht haben, bei denen die Künstler 100 Prozent der Einnahmen behalten konnten. Es hat definitiv geholfen und war eine nette Geste. Ich wünschte, es gäbe solche Initiativen und Ideen in der Plattenindustrie öfter!
Haben Sie exklusive Online-Shows mit Eintritt gemacht? Kennen Sie Leute, die das taten – und wie hat es funktioniert?
Ich habe zu Beginn der Pandemie nur eine Handvoll Online-Shows gespielt. Ich hatte das noch nie zuvor gemacht, aber ich dachte, es wäre schön, für jedes Land, durch das wir 2020 touren wollten, ein Konzert zu spielen. Die Konzerte waren auf die Zeitzone des jeweiligen Landes abgestimmt, so ergab es mehr Sinn. Es ist jedoch nicht mit den richtigen Shows zu vergleichen und ich hoffe, dass wir 2022 unterwegs sein werden.
Sie haben versucht, für das Frühjahr 2022 eine Tour durch Europa zu buchen. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? War es – wegen der Pandemie – schwieriger als beim letzten Mal?
Nun, die Europa-Tourdaten für 2022 sind hauptsächlich verschobene Shows von 2020. Ich muss meinem Agenten Jair Hoogland danken, er hat sich um all das gekümmert. Es war für viele von uns sehr hart vor und hinter den Kulissen.
Auf dem neuen Album heißt es in einem Song: „If this is my swan song, this is my pride, before I’m forced to quit let sleeping dogs lie“. Haben Sie während der Pandemie wirklich daran gedacht aufzuhören?
Ich könnte nie wirklich aufhören, aber es gibt diese Sorge, nicht genug Support zu haben, um fortzufahren und meine Karriere in einer Covid- oder Post-Covid-Welt am Laufen zu halten. Es gibt eine Zeile in einem anderen neuen Song: „I’m committed to this life sentence of living out my fears.”