Avicii-Doku: Regisseur Henrik Burman im Video-Interview: „Ich wollte Tim verstehen“
Der Regisseur der aktuellen Avicii-Doku im Gespräch über seine emotionale Reise sowie die Reaktionen der Familie und Freunde zum Film.

Mit „I Am Tim“ wirft der schwedische Regisseur und Musikjournalist Henrik Burman einen bewegenden Blick auf das Leben von Tim Bergling, besser bekannt als Avicii. In unserem Video-Interview spricht er über die Entstehung des Films, die emotionale Zusammenarbeit mit Familie und Freund:innen sowie über die Herausforderungen, die die Musikindustrie mit sich brachte.
Henrik Burman im ROLLING-STONE-Interview:
Die weitaus größere Geschichte
Ursprünglich war nur eine einstündige TV-Dokumentation über Aviciis letztes Album geplant, doch während der intensiven Recherche wurde Burman klar, dass hinter der Musik eine weit größere Geschichte steckt. „Wir haben fünf Jahre an diesem Film gearbeitet. Nicht durchgehend, aber die Geschichte war immer in meinem Kopf“, erzählt er. Die Pandemie gab ihm unerwartet Zeit für tiefgehende Recherchen – eine Phase, die entscheidend für die Authentizität des Films wurde über Tim Bergling.
Besonders emotional war für Burman der Austausch mit Aviciis Familie und den engen Freund:innen. „Ich wollte Tim wirklich verstehen und habe deshalb lange Gespräche mit den Menschen geführt, die ihn am besten kannten“, berichtet er. Die Eltern von Avicii kommen in der Dokumentation zu Wort, ebenso wie langjährige Weggefährten, wie sein früherer Manager Ash Pournouri. Ihre Erinnerungen offenbaren nicht nur Aviciis musikalische Genialität, sondern auch die inneren Kämpfe des Künstlers – diese Kämpfe sind ein großer Teil seiner Geschichte. Heute gibt es in seinem Namen die Tim Bergling Stiftung die sich für psychische Gesundheit einsetzt.
Als hätten sie Tim „noch einmal getroffen“
Ein bewegender Moment für Burman war die private Vorführung des Films für die Liebsten von Avicii – noch vor der offiziellen Veröffentlichung. „Ich habe sie allein in den Raum gelassen, um ihnen diesen Moment für sich zu geben“, erzählt er. Als sie den Film gesehen hatten, sei die Atmosphäre voller Gefühle gewesen. „Sie sagten, es fühlte sich an, als hätten sie Tim noch einmal getroffen. Das war für mich eine Bestätigung, dass wir ihm gerecht geworden sind.“
Der Film beleuchtet auch die Schattenseiten des Musikbusiness. Ein Schlüsselmoment ist Avicii sein Auftritt beim Ultra Music Festival 2013, bei dem er neue, genreübergreifende Songs vorstellte – und vom Publikum zunächst ausgebuht wurde. „Er präsentierte sein Herz, seine Seele – und die Leute verstanden es nicht“, so Burman. Doch nur eine Woche später wurde das Album „True“ ein Welterfolg. „Er war ein Visionär, der Musikgeschichte schrieb.“
Mit „I Am Tim“ gelingt Henrik Burman eine tiefgehende, einfühlsame Dokumentation, die Avicii nicht nur als gefeierten Künstler, sondern auch als Menschen zeigt – mit all seinen Höhen und Kämpfen. Ein Film, der berührt, aufrüttelt und Tim Berglings Vermächtnis auf einzigartige Weise bewahrt. Die vollständige Dokumentation ist auf Netflix verfügbar.
Mehr zu Avicii
Avicii, geboren als Tim Bergling im Jahr 1989 in Stockholm, wurde mit Hits wie „Levels“ und „Wake Me Up“ zu einem der erfolgreichsten DJs der Welt. Er hatte mit gesundheitlichen Problemen, Stress und der Belastung des Tourlebens zu kämpfen, was ihn 2016 dazu veranlasste, sich von der Bühne zurückzuziehen. 2018 nahm er sich im Alter von 28 Jahren das Leben.
ROLLING STONE konnte noch ein Interview kurz vor seinem Tod mit Avicii führen. Hier im ROLLING-STONE-Interview von 2017. Ein Gespräch über die Gefahren des Feierns, warum er sich mit den Beatles identifiziert und vieles mehr.