Aux Armes Etcaetera… – Serge Gainsbourg
„Je t’aime… moi non plus“: Der Vatikan tobte, als Gainsbourg 1969 mit Jane Birkin im Duett stöhnte. Die Sittenwächter tobten, als er die arglose France Gall das Lied „Les Sucettes“ singen ließ. Letztere in der Annahme, es gehe im Text um ein Mädchen, das gerne Lollipops lutscht. Dirty Old Gainsbourg hatte etwas anderes im Sinn gehabt. Das rechtschaffene Publikum tobte, als er im französischen Fernsehen einen 500-Franc-Schein verbrannte, um gegen den Materialismus zu protestieren. Die Veteranen des Algerienkrieges tobten, als er 1979 „Aux Armes Etcaetera..“ veröffentlichte. Viel Toberei also, und diese Aufzählung ließe sich noch lange fortsetzen. „Aux Armes…“ wäre jedoch fast ins Auge gegangen: Dass Gainsbourg die hochheilige französische Nationalhymne mit einem bekifften Reggae-Beat unterlegte, war für linksrheinische Patrioten schon verdammungswürdig genug, dass er auch noch den Text pazifistisch modifizierte, riss Kriegsveteranen zu Morddrohungen hin. Gainsbourg, der Staatsfeind. Aber: Die Franzosen liebten ihn dennoch. Diesen Schauspieler, Musiker, Regisseur, Schriftsteller und Bohemien, der so gerne provozierte und eine unnachahmlich charmante Art hatte, sich daneben zu benehmen. Der wunderbare Lieder schrieb, Kette rauchend und sichtlich alkoholisiert in Fernsehstudios herumpolterte und selbst in reiferem Alter vor keinem Tabubruch zurückschreckte: Für den Video-Clip zum Song „Lemon Incest“ kuschelte er ausgelassen mit seiner halbwüchsigen Tochter Charlotte, was wieder einmal für einen Skandal sorgte. Zumindest bei denen, die die Botschaft nicht verstanden hatten.