Autofreier Sonntag
Tom Vek erinnert mit einer genialen Platte daran: Nur in leeren Garagen kann musiziert werden
Mehr als eine Platte haben wir auch diesmal nicht zur Beurteilung oder zum drüber Wundern. Eine ganz komische Platte, die man immer wieder anhören muß wie eine unbekannte Stimme auf dem Anrufbeantworter, die entziffert werden will: „We Have Sound“ von Tom Vek, der alle Instrumente selbst spielt, also offenbar ein ganz einsamer englischer Mann, obwohl er so gut aussieht So harsch wie der sogenannte Post-Punk, den uns die lustigen Gruppen aus Großbritannien dieses Jahr vorspielen, hier im Sound eines Demo-Tapes, mit dem Afro-Disco-haften Beat und Glissando der mittleren Talking Heads, mit unlogischen Melodien und Gesang, der klingt, als ob ein schlecht gelaunter Entführer seine Geisel anraunzt. Man kann sich polyrhythmisch davon massieren lassen und sich vorstellen, wie behaarte Roboter dazu tanzen.
Und Tom Vek, 23, kann erklären, wie das funktioniert. „Das komische Geräusch bei ,Nothing But Green Lights‘ ist ein Keyboard im Arpeggio-Modus mit eingebautem Vocoder“, erzählt er gern, wenn er gefragt wird. Vieles auf der Platte kommt unmittelbar von den Freizeit-Tonbändern, die er in der Garage der Eltern im Londoner Südwesten aufgenommen hat. „Da standen die Werkzeuge meines Vaters drin, Unkraut-Vernichtungsmittel, aber kein Auto“, außerdem das Schlagzeug, Keyboards, das Privatstudio, das er sich zusammengesammelt hat, seit er mit neun Jahren als Bassist anfing, damit der Gitarristen-Vater jemanden zum Begleiten hatte. Mit 15 spielte er Schlagzeug in der ersten Band, was mit dem autosexuellen Musikmachen in der Garage nichts zu tun hatte. „Ich war nie der Singer-Songwriter, der auf der Bettkante sitzt. Alles kam beim Aufnehmen.“
Der Bruder vom Cousin eines Freundes des Vaters hörte mal eine der herumgereichten Kassetten, und weil der Bruder zufällig Tim Lee ist, der Macher des „Tummy Touch“-Labels, wurden bald echte Tom-Vek-Singles veröffentlicht. Die aufgeheizte Atmosphäre in London trieb die Preise hoch – „aber wenn nach Konzerten A&Rs zu mir kamen, hab ich gesagt: Ich hab schon ein Label!“ Vek hat nun auch wieder eine Band, macht das, was er in der Garage tat, vor Publikum. Die Garage ist weg, weil die Eltern umgezogen sind. Hoffentlich wird Tom Vek jetzt kein Langweiliger.