Aus Schweden für die ganze Welt: KENT
Eskilstuna ist eine kleine Stadt mit 90 000 Einwohnern, irgendwo in Schweden. Kent ist ein schwedischer Vorname für Männer, der in den Siebzigern populär war Fügt man diese beiden Elemente zusammen, erhält man Skandinaviens Antwort auf Britpop, und die hat nichts mit den Wannadies oder den Cardigans zu tun.
„Wenn du in einer kleinen Stadt aufwächst, dann merkst du spätestens mit 17 oder 18, wie klein diese Stadt wirklich ist“, sagt Joakim Berg, Sänger und Songschreiber der schwedischen Band Kent. „Und was tust du, um den Frust darüber, in einer miesen Kleinstadt festzuhängen, irgendwie zu kompensieren? Klar, du schreibst alles auf und gründest eine Band.“ Das war 1992. In den Jahren danach wuchsen Kent vom lokalen Schülerband-Status zum heiß gehandelten Export, der auf den Billings heimischer Festivals gleichberechtigt mit Radiohead oder Prodigy geführt wird. Also sind Kent etwa die schwedischen Fury In The Slaughterhouse?
Nicht ganz. Während die Hannoveraner ihre Songs von jeher in Englisch entwarfen, fiebern Kent nervös dem Erfolg ihres ersten nicht-schwedischsprachigen Albums entgegen. Zwei vorangegangene Longplayer konsolidierten den Ruf der Band als Superstars im eigenen Land, jetzt soll auch der Rest des Erdballs von Kent erfahren. Und das Album dazu heißt „Isola“. Berg beschreibt das Motiv des Pop-Reigens als „die Sehnsucht, die man empfindet, wenn man am Flughafen steht und weiß, daß man gleich in ein anderes Land fliegt Man ist gespannt, was kommt, aber auch ein bißchen wehmütig.“ Die Songs, allen voran die opulente Ballade „If You Were Here“, glänzen im wieder modischen Retro-Gewand der frühen Seventies.
„Natürlich hätten wir auch alles in Schwedisch lassen können“, sagt Berg, „aber diese Sprache sprechen nur ein paar 100 000 Menschen.“ Doch keine Sorge – Eskilstuna ist Pop-Land, also überall Andreas Borcholte