Heather Nova – Aus dem Bermuda-Dreieck

HEATHER NOVA will nicht als exotische Pflanze gefeiert werden

Künstlerinnen-Verherrlichung ist besonders widerlicher Sexismus. Ein Lob ist schwer angreifbar, doch das Lob der Weiblichkeit macht eine halbwegs objektive Bewertung des Werkes unmöglich. Die Anbeter merken nicht, was ihre Verehrung anrichtet: Sie blockiert die Selbstverständlichkeit, mit der Frauen arbeiten und gesehen werden wollen. Natürlich gossen winselnde Schwärmer jeden Alters ihre blumigen Lobpreisungen unweigerlich auch über Heather Nova aus.

Wie eine exotische Pflanze beschrieb man nach der Veröffentlichung des Live-Albums „Blow“ im letzten Jahr die Sängerin und Gitarristin von den Bermudas, die nach ihrem Filmstudium in den USA heute in London lebt. Man verglich sie mit ungefähr jeder Pop-, Rock- und Folksängerin der letzten 20 Jahre.

Nova sah es gelassen, aber kritisch: „Als Songwriterin vergleichen mich die Journalisten automatisch mit anderen Frauen. Das macht mich wütend, besonders weil es in meiner Musik nicht um ein Geschlecht geht, sondern darum, ein Individuum zu sein. Mit Männern vergleichen sie mich nie, dabei gehören einige zu meinen wichtigsten Einflüssen.“ So wuchs sie mit der Musik von Neil Young und Van Morrison auf. Daß ihre Selbstpräsentation erotische Attraktion nicht verhüllt, mag Nova nicht als Vorwurf begreifen: „Das ist nicht mein Problem, sondern das der Rezipienten. Wenn sie mein Image für kalkuliert halten, kann ich es nicht widerlegen.“

Heather Nova war neun, als ihre Eltern sie und ihre jüngere Schwester aus der Schule nahmen. Die nächsten Jahre verbrachte sie auf einem Segelboot, wurde von den Eltern unterrichtet und begann Musik zu machen. „Ich weiß noch, wie ich bei rauher See aufstehen mußte, um meine Wache anzutreten und dachte, Scheiße, ich wäre so gern ein normales Kind, das fernsieht und mit den Freundinnen telefoniert und zur Schule geht.“ Diese Isolation hat sie geprägt. Nova fühlt sich unwohl bei Interviews, geht ungern auf Parties und fürchtet bei Auftritten die Momente zwischen den Songs, wenn sie sich des Publikums bewußt wird.

Das Live-Album „Blow“ klang trotz aller Schönheit stellenweise unsicher. „Oyster“ ist nun Novas erstes Studioalbum und strahlt Selbstvertrauen aus. Das fällt besonders bei „Maybe An Angel“ und „Doubled Up“ auf, deren ältere Versionen bereits auf „Blow“ zu hören waren. Die Single „Walk This World“ balanciert elegant und erfolgverheißend zwischen Folk und Pop.

Ruhm interessiert Heather Nova allerdings nicht. „Das meine ich ehrlich. Ich würde den zwangsläufigen Verlust der Privatsphäre nicht wollen. Was ich zu geben habe, liegt in der Musik und sollte für sich selbst sprechen. Aber natürlich laufe ich deswegen trotzdem nicht mit einer Tüte über dem Kopf herum.“

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