Augustines beim ROLLING STONE Weekender: Murphy’s Law macht magische Momente
Auch bei Auftritten von großen Bands kann Murphy’s Law einmal gnadenlos zuschlagen. Das Positive daran: Es offenbart sich noch deutlicher, wie viel Talent und Leidenschaft sich hinter der Musik verbergen.
Die Augustines sehen sich am Samstagabend beim ROLLING STONE Weekender am Weißenhäuser Strand mit einem Technikproblem konfrontiert, das ihnen das Rückgrat der Band, die omnipräsente Gitarre, nimmt. Nach einem gelungenen Start herrscht plötzlich Ruhe auf der Zeltbühne, ein technischer Defekt, der sich so leicht nicht lokalisieren lässt, legt die Band kurzzeitig lahm. Der Notfallplan tritt in Kraft, um das von den ersten Songs bereits aufgepeitschte Publikum bei der Stange zu halten. Den Augustines hilft hier, dass sie wahre Akustikshow-Aficionados sind und Gitarrist Billy McCarthy von Haus aus ein Stimmorgan besitzt, das selbst große Festivalzelte unverstärkt beschallen kann.
Das Spektakel ähnelt einem Krimi: Während Techniker Alex fieberhaft das Problem an Gitarren, Kabeln und Verstärkern sucht, hangelt sich die Band auf der Bühne mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln von Song zu Song, „We’re a rock’n’roll band without any guitars“ entschuldigen sich die New Yorker und hoffen, dass niemand gerade das German word „Schadenfreude“ im Kopf hat. Doch ganz im Gegenteil: Mit jedem weiteren Akustiksong wächst echte Freude im Publikum, darüber, dass man hier gerade hervorragende Rockmusik in seiner reinsten Form zu hören bekommt. Denn auch wenn die Band heute auf die Probe gestellt wird, an ihren Fähigkeiten gibt es rein gar nichts zu bemängeln.
Kurz nach 18 Uhr verlassen die Jungs dann die Bühne – noch sind etwa 45 Minuten zu spielen. War’s das jetzt? Nein! Mit zwei Gitarren, Trompete und Cajón im Gepäck kämpfen sich die Augustines in die Menge, um dort weiterzuspielen. Eigentlich nichts Neues für die Band, die gern noch ein Akustikset im Publikum nachschiebt, wenn die lauten Gitarren längst eingepackt sind. Heute ist trotzdem alles anders.
Und dann gibt es doch noch ein Happy End: Techniker Alex reckt den Daumen nach oben, eine verstärkte Gitarre erklingt. Der Band ist die Erleichterung anzumerken, denn wie sie nun über die Bühne springen, tanzen und grölen, das ist pure Euphorie. Was Musik so alles kann.
Eines ist sicher: Dieser Auftritt bleibt den Zuschauern nicht wegen ihres technischen Problems in Erinnerung, sondern wegen des Gefühls, heute Zeuge von etwas Besonderem geworden zu sein, etwas, von dem wir an diesem Wochenende alle hofften, es wiederzufinden.
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