Aufs Tape Geschrieben
Nach Jahren der Bastelei werden Home nun noch professionell
Ist ziemlich spät geworden gestern Nacht.“Dafür, dass sich Brad Truax, Bassist des New Yorker Quartetts Home, extreme Müdigkeit bescheinigt, redet er ausgesprochen viel. In einem langen Wortschwall hakt er mit augenscheinlicher Freude die Bandhistorie ab und weist jedem seiner Kollegen eine streng definierte Rolle im Bandgefüge zu. Dann endlich Aufbegehren: „Das klingt so kalt“, beschwert sich Tastenmann Eric ob seiner Charakterisierung als „kühler Mathematiker, dessen Songs eher eine funktionale Gleichung als ein Zufallsprodukt“ seien. „Mich interessiert nun mal mehr das Arrangement als der Song an sich.“
Die Hakeleien der vier Endzwanziger wirken fast brüderlich. Seit bald zehn Jahren kultivieren Brad, Eric und Gitarrist Andrew mit wechselnden Trommlern nun schon ihr skurriles Musikvehikel, und das besondere Gefühlsgeflecht von vier Buddies, die einander die ersten musikalischen Intimpartner waren, hat die innerbetrieblichen Beziehungen bei Home spürbar geprägt.
„Ich hatte damals ein kleines Studio in meinem Schlafzimmer, in dem Andrew und ich ständig aufnahmen, was uns gerade einfiel“, erinnert sich Eric an die frühen Tage, damals noch in Tampa, Florida. „Das war wie eine Art Gebärmutter für uns und unsere Musik.“
Die Konstitutionslogik führte neben dem Bandnamen zu einem regen Output. In losen Folgen veröffentlichten Home Tapes, die sie an ihre Freunde verkauften. Darauf waren jeweils 30 Minuten Musik, die Brad im Nachhinein als „work in progress“ bezeichnet. „Wir haben einfach die Aufnahmetaste gedrückt und auf das laufende Band Songs geschrieben“, erzählt er. „Wenn das Tape voll war, haben wir es vervielfältigt und veröffentlicht.“
In der Goldgräberzeit nach Cobains Urknall dauerte es nicht lange, bis ein Label auf den alternativen Mischmasch aus New Country, Prog-Rock und Grunge-Fragmenten aufmerksam wurde. Seither produzierten Home für wechselnde Geldgeber sechs Alben, deren Eklektizismus ganz gut zum Freistilgebaren der, äh, Postrock-Ära passt. „Wir haben sehr vielfältige Einflüsse“, lautet das Arbeits-Axiom. „Ist das was Schlechtes hier?“ Nein, nein.