Auf dem Weg zu Lennon
Wie der große Beatle ist auch Leona Naess wütend. Und bleibt dabei - wie er - glaubhaft
Ingeniös scheint Leona Naess mit ihren gerade einmal 24 Jahren bereits zu sein. Hat sie doch in dem Booklet ihres Debüts „Comatised“, für dessen Produktion sie Scott Litt (R.E.M., Liz Phair) und Tommy D (Catatonia) gewinnen konnte, alle zwölf Titel anhand genaustem ausgeklügelter Pictogramme in Tabellenform beschrieben: Wovon sie handeln, wie sie sich während des Schreibens fühlte, ob man dazu tanzen oder sie per Kopfhörer genießen sollte und ob sie das jeweilige Erlebnis schon verarbeitet oder noch daran zu knabbern hat. Auch sonst legt die sympathische Engländerin viel Wert auf echte Leidenschaft und Glaubwürdigkeit: „Ich möchte beim Singen immer glaubhaft und intensiv klingen, auch wenn ich aggressiv bin. John Lennon war auch ein wütender Künstler. Aber John hat mehr geweint als geschrien, und das nahm man ihm auch ab.“
Der Weg zu Lennon ist für Leona Naess noch ein weiter, doch einiges hat auch sie schon vorzuweisen: So zog sie mit 18 Jahren nach New Yotk, um dort Anthropologie und Musik zu studieren und nebenbei in Clubs Akustik-Sets zu spielen. „Anfangs habe ich’s ständig vergeigt und musste zwischen den Songs immer wieder die Gitarre stimmen. Lampenfieber hatte ich auch, aber meine Freunde haben mir sehr geholfen.“ Und jene Freunde waren es auch, die Leona die Werke von Bob Dylan,Joni Mitchell oder auch Neil Young ans Herz legten.
Da verwundert es nicht, dass die sensible Songschreiberin, die einst mit den Bowie- und Supertramp-Platten ihrer Mutter aufgewachsen war, „Blue“ und „Blood On The Tracks“ nun als ihre „größten Einflüsse“ bezeichnet Dennoch halten sich auf „Comatised“ melancholische, mit viel Streichern unterlegte Titel, Midtempo-Songs und kraftvolle Rocker die Waage. Angst, zu viel von sich preiszugeben, hat die selbstbewusste Sängerin nicht: „Man kann sich zwar denken, dass meine Texte zu 90 Prozent autobiografisch sind, weiß aber noch lange nicht, um welche Menschen oder Begebenheiten es sich dabei handelt“
Es scheint, als stünden die Chancen für eine verheißungsvolle Karriere nicht schlecht. Dann könnte sich Leona ihren größten Traum erfüllen:“Ich möchte irgendwann einmal mit vielen Tieren in meinem eigenen Landhaus wohnen. Die eine Hälfte des Jahres würde ich dort verbringen, die andere Hälfte würde ich touren.“