Auf dem Bett gehüpft zum New-York-Rap
Mark Ronson, Promi-DJ, Amy-Winehouse-Produzent und großer Pop-Jet-Setter, über Grandmaster Flash
Mein Vater war verrückt nach Musik. Bei uns zu Hause liefen ständig Platten, und ich weiß noch, wie begeistert meine Schwestern und ich von Grandmaster Flash & The Furious Five waren. Ich war neun, meine Schwestern sieben (Charlotte und Samantha Ronson sind Zwillinge, Anm. d. Red.), und wenn mein Vater „New York New York“ auflegte, sprangen wir wie wild auf dem Bett auf und ab und rappten jedes Wort mit.
Richtiger Hip-Hop-Fan wurde ich dadurch allerdings nicht. Natürlich hörte ich Run-DMC und die Beastie Boys, weil das alle hörten. Endgültig geschnackelt hat er bei mir erst Anfang der 90er-Jahre, als ich The Pharcyde, Dr Dre und A Tribe Called Quest entdeckte. Der erste DJ, der mich faszinierte, war DJ Ani, der für Deee-Lite scratchte. Bei den großen Raves in New York legte er oft im Chill-Out-Raum auf, da gefiel es mir sowieso besser, weil ich Funk, Soul und Hip-Hop mehr liebte als Techno. Ich stand oft stundenlang da, bis zur Hirnrinde voller Acid, und starrte auf seine Finger. Danach wusste ich, dass ich Turntables brauchte.
Ich hatte davor Gitarre in einer Band gespielt, aber das war nie meine Stärke gewesen, und ich war auf der Suche nach einer passenden musikalischen Rolle für mich. Mein erster Einsatz als DJ war im Jungle Jim’s, einer irischen Bar in der Upper East Side, wo die Türsteher auch Minderjährige mit gefälschten IDs reinließen. Der Auftritt war unter der Woche, wurde nicht beworben, und zu allem Überfluss gab es an dem Abend auch noch einen Schneesturm, durch den ich mich mit meinen Plattenspielern kämpfen musste. Ich hatte kaum Erfahrung, war handwerklich noch sehr schlecht, aber zum Glück hatte ich die richtigen Platten dabei: Digable Planets, die erste Single vom Wu-Tang Clan, Average White Band und obskure Sachen. Alte Soul-Fans kamen zu mir und fragten mich: „Woher kennst du das alles bloß?“
Grandmaster Flash habe ich später natürlich kennengelernt. Eine Zeit lang haben wir in New York sogar regelmäßig zusammen aufgelegt, er in einem Raum, ich im anderen. Da hat er sich immer geärgert, weil bei mir die cooleren Leute waren.
Aufgezeichnet von J. Hentschel
Mark Ronsons neues Album „Record Collection“ erscheint am 24. September bei Sony Music