Auf Beatles & Britpop keinerlei Bock: SPACE
Wenn man aus Liverpool kommt, ist man gleich im Zugzwang. Jeder klopft deine Musik von vorn bis hinten ab, ob du auch ja nicht ein bißchen zuviel nach Beatles klingst… Das nervt, aber nicht so sehr, daß wir uns wünschten, wir kämen aus Manchester“, erklärt Tommy Scott breit grinsend – mit einem ausgeprägten nordenglischen Akzent, der unwillkürlich an „Trainspotting“ erinnert. Während altgediente Britpopper von Dodgy bis Oasis, mit Ausnahme vielleicht von Blur, noch immer auf die Plünderung bewährter Rezepte setzen, haben Space mit jugendlichem Leichtsinns ein Album gemacht, das den Hörer zwischen Ehrfurcht und Ekel zurückläßt.
„Spiders“ betitelten die vier Liverpooler Twens ihr Debüt, und spinnengleich bahnten sie sich gleich mit drei Singles ihren Weg an die Spitze der britischen Charts. „Viele Bands machen es sich so einfach“, sagt Tommy, der mit seinen blitzenden Augen und dem unkontrolliert sprießenden Flaum auf der Oberlippe eher wie ein pubertierender Quartaner wirkt, statt den Glamour eines werdenden Popstars zu verbreiten. „Sie zitieren die Beades und die Stones und hoffen, daß sich die Geschichte wiederholt. Aber was wäre, wenn sich die Beatles nicht in den Sechzigern gegründet hätten, sondern heute – glaubst Du, sie würden sich mit netten Gitarrenschlagern begnügen?“ Space befassen sich spaßig mit Themen, die wie Derivate der neuesten „Sun“-Schlagzeilen wirken. Da geht es etwa um die dunklen Machenschaften der Nachbarn („Neighbourhood“), den Beeper des Premiers („Major Pager“) oder den täglichen Serienkiller-Wahnsinn („Mister Psycho“). Schöne Dinge also, die irgendwie jeden interessieren.
Wann wird Pop durch „Bild“ inspiriert?