Auch live sind The Go-Betweens mit der neuen Besetzung wieder bei sich selbst angekommen
NÜRNBERG, Hauptmarkt. Die Fußgängerzone ist voll von volkstümelnden Indios, Gauklern, Familien und Hippies. „Bardentreffen“ nennt sich dieses Festival in der Nürnberger Innenstadt. Auf der Hauptbühne spielt der Balkan-Trompeter Boban Markovic – laut Kulturfernsehen der neue Trend „in den Clubs“. Hier also, zwischen all dem Kunstgewerbe, soll gleich die Band auftreten, die sich Ende der 70er aus Liebe zu Filmen, Platten und Literatur formierte. Die Instrumente wurden dann ja erst im Laufe der Jahre erlernt.
Die Go-Betweens sind eine Band fürs stille Kämmerlein, den Indie-Club – nicht für große Hallen und schon gar nicht für den Markplatz, möchte man meinen. Sie scheinen auch selbst etwas irritiert. Robert Forster verzichtet sogar auf seine in den Clubs so kostbaren humorigen wie skurrilen Ansagen. Doch das hat auch sein Gutes: So scheint auf der Bühne plötzlich (fast) ein Gleichgewicht zwischen ihm und seinem Songschreiberkollegen Grant McLennan zu herrschen – auch für Bassistin Adele Pickvance und Schlagzeuger Glenn Thompson gibt’s jetzt den ein oder anderen bewundernden Blick.
Spätestens nachdem Forster dem Schlüsselsong des letzten Albums „Too Much Of One Thing“ (mittlerweile auch bekannt als „Ballad Of The Go-Betweens“) ein immer wieder rührendes „My Rock’n’Roll Friend“ folgen lässt und McLennan kongenial mit einem intensiven „Right Here“ kontert, entwickelt das Konzert eine Eigendynamik. Die straffen Neubearbeitungen von „Streets Of Your Town“ und „Spring Rain“ machen staunen. Nach „Bright Yellow, Brieht Orange“ ist dies nun auch live die endgültige Wiederauferstehung. Das alte Material wird nicht länger ausgestellt, sondern aufgeführt.
Das herzbrechende „Love Is A Sign“ geben McLennan und Forster ohne die Rhythmusgruppe, rein akustisch. „Baby Stones“ und „The Clock“ haucht die volle Besetzung neues Leben ein. Anschließend macht Forster zu seinem „121“ doch noch Faxen, das Publikum haben sie mittlerweile eh längst auf ihrer Seite.
Nach Konzertende weit und breit keine Panflötisten. An einer Ecke steht ein junger Mann mit Kassettenrekorder und Gitarre, die er aber offensichtlich nicht spielen kann. Ich werfe 50 Cent in seinen Hut.