Auch gut geschminkte Diven lesen manchmal Kochbücher – SOPHIE ELLIS BEXTOR macht Girl Power für Erwachsene
So häufig, wie man schätzen würde, ist die Sängerin Sophie Ellis-Bextor nicht auf den Titelbildern von Männer-Illustrierten. Viele würden am Kiosk erschrocken die Hand zurückziehen, denn ihr Blick sagt, dass sie einen ertappt hat. Herablassend, bedrohlich, und im entscheidenden Moment dann doch nicht nackt genug. Wenn sie die Disco-Hits „Take Me Home“ und „Murder On The Dancefloor“ („dancefloor“ mit langem „a“) singt, klingt es, ab würde sie einem Zigarettenasche auf den Kopf schnippen. Mit einer Hand in der Hüfte. Man muss sich bei aller Höflichkeit auch nicht für den Gedanken schämen, dass sie etwas Androidenhaftes hat, denn Sophie Ellis-Bextor sagt: „Ich kann mich gut selbst zeichnen, weil mein Kiefer ein so klares Dreieck bildet.“
Sie ist auch eine Freundin der Frauen und freut sich, wenn Modemagazine mit ihr nur über Kleidung reden, nicht über Musik. Ihre Art von Girl Power kann man noch einfordern, wenn man über 30 ist und kein entzündliches Bauchnabel-Piercing haben will. Unwahrscheinlich, dass sie sich irgendwann mit einem Fußballer schmücken wird – es musste (aber das ist eine Vermutung) ein Tennisspieler oder ein Starkoch sein. Neben dem Bett bewahrt Sophie Ellis-Bextor Sophie: „Mein Kiefer ist ein Dreieck!“ übrigens die Rezeptbücher des englischen Küchen-Philosophen Nigel Slater auf. Den Roman-Lesekreis mit der Mutter besucht sie noch regelmäßig.
Es ist eine große Schande, dass Ellis-Bextors Gitarrenband Theaudience nie Erfolg hatte und sich auflösen musste. Sie hatten Songtitel wie „If You Can’t Do It When You’re Young, When Can You Do It?“ und eine Coverversion von a-has „Hunting High And Low“, die nicht veröffentlicht wurde. Sie wurde Model, ganz schrecklich: „Als Sängerin kann man zu Foto-Sessions die eigenen Kleider mitbringen. Als Model ist man ganz am Ende der Nahrungskette.“ Dann kam der House-Produzent Spiller, sie schrieb für „Groovejet“ den Refrain „If this ain’t love, why does it feel so good?“ und konnte wieder mitreden.
„You don’t like to be pidgeonholed“, sagt Sophie Ellis-Bextor, „you like to be bigger than life.“ Noch größer? Gruselig.