Artist To Watch: Kyla La Grange
Ab sofort stellen wir in der Rubrik "Artist To Watch" jede Woche einen Künstler vor, der so frisch ist, dass die lahme Printpresse ihn noch nicht auf dem Zettel hat. Los geht es mit der Britin Kyla La Grange.
Im April 2011 berichteten wir zum ersten Mal über die junge Britin Kyla La Grange. Es war ihr erstes Interview mit einem deutschen Medium und das erste in unserer Serie „Artist To Watch“. Deshalb freut es uns riesig, dass die ebenso hübsche wie talentierte Dame nun heute am 18. Januar 2012 ihr Debüt „Ashes“ in Deutschland veröffentlicht.
Aus diesem Anlass hier noch einmal unser Interview, ergänzt mit den neuen Video zu ihrer Single „Vampire Smile“, die uns schon damals begeisterte:
Mit „Vampire Smile“ hat sich die junge Britin Kyla La Grange sicher in viele Gehörgänge gebissen. Düster, poppig und folkig zugleich ist es einer jener Songs, die man problemlos ins Radio mogeln kann, die dort aber nicht im Einheitsbrei ersaufen, sondern sich – nun ja – festbeißen. „I’m here trying not to break your neck / but it’s beautiful and I’m gonna get / so drunk on you and kill your friends / and you need me and we can be obsessed.“
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Anfang März 2011 hat Kyla La Grange nun ihre offizielle Debütsingle „Walk Through Doors“ veöffentlicht, die sich anschickt Shoegaze mit Folkpop zu vermählen und ebenfalls eingängig und eigen zugleich ist. Kein Wunder, dass die britischen Radiostationen mit Geschmack – nämlich BBC 6 Music und Radio 1 – schon auf Miss La Grange angesprungen sind. Auch der Guardian stellte die in Watford geborene Dame vor, die übrigens bereits in Cambridge ein Philosophie-Studium abschloss.
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Kyla La Grange – Walk Through Walls by Stayloose
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Eine spannende Person also, die im Interview mit www.rollingstone auch nicht zögerte, sich klar zu positionieren, was in ihrer Karriere passieren darf und was nicht. Auch deshalb – und weil uns ihre Musik ungemein gefällt – wählten wir Kyla La Grange aus, um unsere neue Serie „Artist To Watch“ zu eröffenen. Auf dass wir sie bald – mindestens – in unserer „Breaking“-Rubrik im Heft wiedersehen..
Man findet noch nicht so viele Informationen über dich, aber die, die etwas geschrieben haben, sind durchaus namhaft. Der NME bloggte über dich, der Guardian stellte dich vor, große britische Radiostationen werden auf deine Songs aufmerksam. Wie fühlt sich das an?
Aufregend – und ich habe Glück. Bisher hat noch keiner was Schlimmes geschrieben. Finger’s crossed!
Wie sieht dein Leben momentan aus? Arbeitest du noch „normal“ oder setzt du nun alles auf eine Karte und machst nur noch Musik?
Letzteres. Wir verbringen viel Zeit im Studio – meine Begleitband und ich. Ich habe eine Liste von 22 Songs, die ich in professioneller Qualität aufgenommen haben will – um dann zu schauen, was wir davon wo und wie als Album herausbringen. Als ich mit meinem Studium fertig war und ich eine Weile arbeitete, war mir klar, dass ich es mit dem Musikmachen probieren wollte: Also spielte ich Unmengen an Gigs in London und Umgebung – für die Statistik sozusagen. Und auf diesem Weg traf ich eben viele Menschen, die mich bestärkten und begleiteten.
Wie kam es dazu, dass du „Walk Through Walls“ als Single veröffentlicht hast? Jedem, dem ich dein „Vampire Smile“ auf ein Mixtape mogelte, hielt das für eine Single mit viel Mainstream-Potential. Und du hättest mit der Vampir-Metapher vielleicht die „Twilight“-Fans abgreifen können und wärst auf dem Soundtrack gelandet.
Bei mir war es anders herum. Meine Freunde und die Menschen, deren Urteil ich schätze in Sachen Musik, sagten mir „Walk Through Walls“ sei DIE Single. Also habe ich ihnen geglaubt. Und „Vampire Smile“ habe ich übrigens Jahre vor diesem Vampir-Hype geschrieben. Ist das jetzt Glück oder Pech?
Gute Frage. Wenn man in deine Songs lauscht, findet man oft so eine Art kämpferische Traurigkeit. Ist das deine Grundstimmung oder hast du auch Happy-Go-Lucky-Popsongs?
Oh Gott! Die Songs, die ich schrieb, als ich glücklich war, willst du gar nicht hören. Es ist schon so: Ich muss traurig sein, um Songs zu schreiben. Nur dann verspüre ich auch den künstlerischen Drang dazu. Und dann bin ich eben am besten.
Hat das Philosophie-Studium geholfen beim Traurigfühlen?
Schön wär’s! Hat es eher nicht. Es hat mir nur gezeigt, dass ich diese Fähigkeit, komplexe Dinge in Worte und Strukturen zu bringen, auch in meinem Leben brauchen könnte…
Wenn man als junge, gut aussehende Frau mit der Musikindustrie in Verbindung kommt – wird man da eigentlich immer noch in die Ecke gedrängt, dass man doch bitte eher hübsch aussehen soll, als eine starke Meinung zu haben?
Das scheint leider immer noch so zu sein – nicht nur im Musikbereich. Wenn du Frontfrau einer Band bist, erwartet keiner, dass du auch die Songs schreibst und eine eigene Meinung mitbringst. Stattdessen wird darauf geachtet, wie du auszusehen hast, was du anziehst. Ich schätze mich sehr glücklich, dass die Menschen, mit denen ich arbeite, diese Einstellung nicht teilen. Aber ich habe ein paar getroffen, bei denen das anders war. Das sind dann eben die, mit denen ich nicht zusammenarbeite.
Heutzutage steht man ja oft vor genau dieser Frage, mit wem man zusammenarbeiten will – gerade weil Musik oft über Marken oder Marken-Events promoted wird. Wie stehst du dazu?
Ich achte da sehr genau drauf. Ich habe schon vor geraumer Zeit mit meinem Management zusammengesessen und ganz genau abgesteckt, mit welchen Marken ich zusammenarbeiten würde und mit welchen nicht. Damit kann man gar nicht früh genug anfangen. Und es gibt einige Marken auf dieser Liste, mit denen ich nie zusammenarbeiten würde.
Ich kann mich nicht dagegen wehren, dich immer wieder mit Lykke Li zu vergleichen – oder mit einer poppigeren Variante von Fever Ray, wenn ich jemandem deine Musik erklären muss. Was sind denn deine Einflüsse, oder Künstler, mit denen du gerne verglichen werden würdest?
Die Musik, die ich verehre, ist nicht unbedingt die, die ich auch machen will. Ich liebe Cat Power, Leonard Cohen, Elliott Smith – diese traurige introvertierte Musik. Wenn es eine Künstlerin gibt, der ich nacheifern würde, dann Bat For Lashes. Sie hat seit Jahren ihren ganz eigenen Kurs und immer ihr Ding gemacht. Das bewundere ich sehr.
Vorletzte Frage: Wo siehst du dich und deine Karriere in zwei Jahren?
Das ist ja in der heutigen Popwelt eine sehr lange Zeitspanne (lacht). Ich wäre schon glücklich, wenn ich gerade mein zweites Album herausgebracht hätte und ein paar sehr nette, ausverkaufte Vorabkonzerte gespielt hätte.
Letzte Frage: Welche noch unbekannte Band sollten wir mal hören?
Matthew And The Atlas – sie sind sehr folkig, aber einer der besten Bands, die ich in letzter Zeit live gesehen habe.