Arctic Monkeys: Die Blitzkarriere
Arctic Monkeys beflügeln den Web 2.0-Mythos.Oktober 2005.
In jenem ereignisreichen Jahr 2005 überschlugen sich die Meldungen. Dauernd hörte man von dieser jungen, aufregenden Band aus Sheffield, der es angeblich alleine mit Hilfe des Internet gelungen war, einen enormen Bekanntheitsgrad zu erlangen. Die Zukunft, so schien es, hatte begonnen.
Die Verursacher des Aufruhrs stellte man sich folglich als typische Vertreter einer neuen, mit dem Internet aufgewachsenen Generation vor, die sich nun anschickte, althergebrachte Vertriebsstrukturen und Abhängigkeitsverhältnisse über den Haufen zu werfen. Man war also überrascht, als der Sänger der Band, Alex Turner, bald darauf erklärte, das alles sei „ein riesiges Missverständnis“. Die Band wolle nichts weiter als Platten aufnehmen. Er selbst, so Turner weiter, sei am Internet nicht interessiert und habe nicht einmal einen Computer. Nun gehen Verwässerungen ja stets mit bedeutenden Ereignissen einher. Der schon jetzt unausrottbare Mythos von der reinen Internet-Karriere der Arctic Monkeys ist jedoch besonders fatal.
Eine kurze Chronologie: Im Sommer 2005 verteilt die Band bei Konzerten ihr Demo. Fans stellen die Gratis-Musik ins Netz. Ein Freund macht seinerseits Songs auf der AM-Website verfügbar. Die Säle werden größer, die Presse aufmerksam. Der Hype steigt exponentiell zu jeder neuen Meldung. Die Arctic Monkeys veröffentlichen eine selbst produzierte Single und spielen am 6. Oktober im ausverkauften Londoner .Astoria“. Kurz danach, am 29. Oktober, erscheint der „NME“ mit der ersten Titelgeschichte. Inzwischen überbieten sich die Labels, die Band unterschreibt bei Domino. Arctic Monkeys erreichen nun ein Vielfaches ihrer vorherigen Webgemeinde: Das am ßo.Januar 2006 erscheinende „Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not“ wird schnellstverkauftes britisches Debüt aller Zeiten. Für die Band der Beginn einer weiter andauernden Karriere.
Ohne klassische Filtermedien und Plattenvertrag hätten sie vermutlich nach kurzer Zeit dem nächsten Web-Sensatiönchen weichen müssen.