„Anti-intellektuell, aber nicht dumm“: So berichtete das ZDF vor 40 Jahren über Punk

Puffärmel, Hornbrille und ein Sex-Pistols-Banner: 1976 begab sich das ZDF auf Spurensuche zum neuen Trend.

„Ein Punk, das ist eigentlich einer, der auf der Straße zuhause ist. Der diesen Zustand aber nicht akzeptiert, sondern dagegen rebelliert.“ Mit diesem Satz erklärte das ZDF-Magazin „aspekte“ 1976 die damals aufstrebende Punkrock-Bewegung, die „vorrangig in den USA und in England“ auftrat.

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Mit Puffärmeln und Hornbrille, legerer Bluse und Föhnfrisur hat sich die Moderatorin, die so ungefähr das genaue Gegenteil von Punk zu sein scheint, vor einem Sex-Pistols-Poster postiert und spricht über die Anfänge einer neuen Ära. Und während sie die Herkunft anderer Musikrichtungen kurz beleuchtet, fällt doch zur Entstehung des Rock ‘n‘ Roll tatsächlich das N-Wort – mit einem derart ausdruckslosen Blick, wie man ihn selten im deutschen Fernsehen gesehen hat.

Anti-intellektuell, aber nicht dumm

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Für die Vor Ort-Recherche begibt sich das ZDF-Magazin nach Großbritannien, wo das „Klassenbewusstsein“ besonders ausgeprägt sei. Ein Konzertmitschnitt von Dr. Feelgood wird aus dem Off als „rau aber herzlich, mit Saft und Kraft“ bezeichnet und Gitarrist Wilko Johnson – der Jahre später in den ersten beiden Staffeln von „Game of Thrones“ als Henker auftrat – erzählt, dass Rock ‘n‘ Roll für Teenager „besser als Fußball oder jeder andere Sport“ sei, weil man so richtig viel Energie rauslassen könne. Dadurch, dass in diesem Genre viel spontan geschehe, sei es zwar „anti-intellektuelle, aber keine dumme Musik“.

„Das Establishment hat Angst“

Die Treffpunkte der Punks seien vornehmlich „Pubs und Musikhallen, in denen es Alkohol gibt“; Drogen, Hippies und Popkultur würden allerdings verabscheut. Ihr Lebensstil sei von Ablehnung geprägt, und weil sie mit aller Kraft rebellieren wollen, trügen sie „Second Hand und Sexklamotten“. Manchmal sei das sehr aggressive Lebensgefühl nur der Werbewirkung wegen nachgespielt; ob dies bei dem in der Dokumentation gezeigten Drummer – nur mit Schal und Slip bekleidet – auch der Fall war, ist leider nicht überliefert.

Sex Pistols - Never Mind The Bollocks, Here's The Sex Pistols
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Sehr aufschlussreich ist dagegen das im Film gezeigte Kurzinterview mit Johnny Rotten, Sänger der Sex Pistols, der sich damals ganz sicher war, dass das Establishment große Sorgen umtreibe: The Who, The Rolling Stones – die haben einfach alle Angst vor uns. Weil sie durch uns merken, dass sie alt sind.“

Die zwölfminütige Punkrock-Dokumentation „Anarchy in the UK“ des ZDF-Magazins „aspekte“ aus dem Jahr 1976 kann man sich hier ansehen.

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