Angus Stone – Take it easy
Der Neo-Hippie Angus Stone hält nichts von Plänen und großen Reden. Er macht lieber - Musik, die genauso entspannt klingt, wie er es ist
Hätte man Angus Stone vor seinem Konzert im kleinen Berliner Monarch-Club auf der Straße gesehen, wäre man vielleicht ausgewichen, um nicht angeschnorrt zu werden. Der Songschreiber trägt Schmuddelhemd und Ballonmütze, ein Vollbart versteckt sein wahres Alter. Keiner spricht ihn an – vielleicht auch, weil der 26-Jährige den Kopf nur hebt, wenn er zum Singen ansetzt.
Im Interview am nächsten Tag wirkt er ein bisschen zugänglicher, tut sich mit dem Reden aber immer noch schwer. Ein Großteil seiner Antworten beginnt mit „Oh, I don’t know …“, gefolgt von vielen „kind of“, „well“ und „yeah, I mean, whatever“. Der Australier ist gerade in einer Übergangsphase, er kämpft noch mit seiner neuen Position als Solokünstler. Das Duo Angus und Julia Stone hat fast eine Million Alben verkauft, aber nun hat er ein Album ohne seine große Schwester aufgenommen, „Broken Brights“. Seine Folk-Songs changieren zwischen düsterer Esoterik und schönem Hippietum, sie schweben oder schwelgen, manchmal mäandern sie auch so vor sich hin, und oft hat man das Gefühl, dass Stone von ihnen davongetragen wird, ohne dass er groß eingreift ins Geschehen. „Die Songs spielen tatsächlich eher mit mir, als dass ich sie spiele. Ich denke nicht gern zu genau über meine Musik nach. Und ich plane auch gar nicht viel. Das passiert einfach alles irgendwie.“ You know? Unter seinem Bart lächelt Stone gern – zum Beispiel, wenn er erzählt, dass er früher am besten einschlief, wenn sein Vater in der Garage mit seiner Band geprobt hat. Den Geruch von Zigaretten, Whisky und Hasch mochte er schon als Kind, „das gab mir ein warmes Gefühl: diese tollen Gemeinschaftsmomente, die Musik“. Heutzutage entwickelt er seine Lieder am liebsten durch Jams – mit wechselnden Musikern: „Ich nehme einfach die, die gerade im Studio vorbeikommen. Oder frage einen Violinisten, den ich auf der Straße sehe. Ich bin ganz gut darin, mir inspirierte Leute zu suchen und sie zu motivieren, ohne sie einzuschränken. Wenn man zu viele Anweisungen gibt, raubt man der Musik ihr Herz.“ Das war aber eine lange Antwort. Er atmet tief durch und hustet.
Was wäre jetzt noch anstrengender, als über die Studioarbeit zu reden? Über die Zukunft nachzudenken natürlich. Angus Stone hat keine Ahnung, was er in fünf oder zehn Jahren machen wird. Und das ist ihm egal. Momentan lebt er mal an der australischen Ostküste, mal in Kalifornien, mal in London. Er lässt sich treiben und bewundert Straßenmusiker, die einfach nur „Liebe verteilen und nicht ans Geld denken“. Er freut sich, dass es bei ihm so gut läuft, aber er weiß auch: „Das Musikgeschäft, wie wir es kennen, wird bald gar nicht mehr existieren. Ich nehme es, wie es kommt. Wenn das mit den Alben mal nicht mehr klappt, dann entwerfe ich Lampen oder baue Kanus – es gibt ja genug schöne Möglichkeiten, Geld zu verdienen. Ich bin da entspannt.“ Hat ihm ja bisher auch nicht geschadet.