Angel Haze live in Berlin: Rap wie aus dem Maschinengewehr
Zu Gast im Berliner Boiler Room: eine der vielleicht wichtigsten derzeitigen HipHop-Künstlerinnen: Angel Haze.
Die Electro-Veranstaltungsreihe Boiler Room machte gestern halt in Berlin und holte eine der meist gehypten Hip-Hop Acts der letzten zwei Jahre ins „House of Vans“: Angel Haze. Das ist natürlich schon Grund genug um die Beanie-Mützen- und Jutebeutel-Träger aller Welt anzulocken. Da derzeit die Fashionweek läuft und das Konzert auch in diesem Rahmen stattfindet, war das Publikum dementsprechend gut gekleidet und vor allem jung. Wer erwartet, dass deswegen hauptsächlich gelangweilte Leute bewegungsarm vor der Bühne stehen, der irrt. Angel Haze betritt die Bühne und sorgt ab dem ersten Beat für einen bebenden Boden und verschütteten Wein.
Vor gut einem Monat hat die Rap-Hoffnung aus Detroit ihr Debütalbum „Dirty Gold“ ohne Absprache mit ihrem Label ins Netz gestellt. Sie machte es für die Fans, twitterte sie als Erklärung. Das Album ist nun regulär erschienen und verkauft sich nur sehr schleppend. Kein Grund für Angel das Handtuch zu werfen. Sie steht zu ihrer Aktion, das hat sie auch nochmal in einem YouTube-Video klar gemacht.
Publikumsnähe scheint ihr wichtig zu sein; für einen Song stellt sie sich unter die Leute und heimst dafür sogar ein Küsschen ein. Für die Live-Umsetzung von „Dirty Gold“ hat sie sich eine Band aus Schlagzeug, Keyboard und Gitarre zugelegt, die sichtlich Spaß an der Sache hat. Angel sieht man dabei nur selten lächeln, ihre Raps spittet sie wie ein Maschinengewehr, ihr Auftreten ist mal aggressiv, mal kurz vorm Zusammenbruch.
Auch, wenn man mit dem neuen Album noch nicht vertraut ist, merkt man Songs wie „Echelon“ und „Sing About Me“ die Tanzbarkeit an, während ältere Stücke wie „New York“ oder „Werkin’ Girls“ in eine traditionellere Hip-Hop-Kerbe schlagen. Dass sie bei ersteren über David-Guetta-Synthies rappt und sich an Mainstream-Kolleginnen á la Nicky Minaj orientiert, verwundert auf den ersten Blick, wurde sie doch gerade durch den Underground-Feuilleton groß.
Bedenkt man allerdings ihre Ambition – Musik für andere Menschen zu machen – ist das bloß logisch. Über das Album kann man streiten (die Rezensionen fallen sehr gemischt aus), dass Angel auf der Bühne durchwegs zu fesseln weiß, wird aber über dem allen stehen.