Anatomie

von Stefan Ruzowitzky

Im Hintergrund säuselt Musik wie bei einer Wellness-Kur, als der junge Mann die Augen aufschlägt Wir blicken in sein Gesicht, er blinzelt in Neonlampen an der Decke. Er lächelt entspannt, stutzt dann aber, als wollte er sich erinnern. Er schaut zur Seite. Auf einem Tisch liegt ein Haufen blutiger Organe. Panisch, jedoch kraftlos hebt er den Kopf- und sieht zwei maskierte Chirurgen, die ihm seinen Bauch aufgeschnippelt und den rechten Arm gehäutet haben. Er… schreit. Die Schockszene ist derart virtuos inszeniert, dass bei der Pressevorführung einer den Saal verlassen hat Doch die folgenden 90 Minuten sind noch qualvoller: Denn in der Story um die Medizinstudentin Paula (Franka Potente), die in Heidelberg tapfer dem skrupellosen Arzte-Geheimbund der Antihippokraten an die Eingeweide geht, kommen Logik und Dramaturgie stümperhaft unter das Messer. Neben „Coma“ und „Ambulance“ wurden hier „Nightwatch“ und „Scream“ ausgeweidet, ohne eine eigene Originalität zu finden. Beim hinlänglich bekannten Sujet hat man sich aufs Skelett beschränkt: Die Figuren werden hastig verkuppelt, bei abrupten Übergängen gerät der Plot schauerlich ins Stolpern, und Benno Fürmann muss undankbar bereits zur Hälfte des Films die ganze Psycho-Palette abfahren. Aber es geht hier ja um etwas ganz anderes: Anna Loos, Darstellerin des geilen Gretchen, trällert für die Viva-Rotation, Moderator Holger Speckhahn durfte für die Zielgruppe mithampeln, Testvorführungen sollen Erfolg versprechend gewesen sein. Zum Fürchten. Klappt’s nicht, schreiben die Anleger ihren Bimbes von der Steuer ab.

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