Anastacia
Sie tauchte wie aus dem Nichts auf und war plötzlich auch hier zu Lande mit Single („I’m Outta Love“) und Album („Not That Kind“) in den Top Ten: Anastacia, die Frau mit der markanten Brille. Ihre Stimme klingt nach Tina Turnen der Sound gelegentlich eher nach ‚N Sync, deren Songschreiber sie sich geschnappt hat. Viel mehr jedoch weiß man über die Amerikanerin noch nicht.
Du kommst aus New York City. Viel mehr ist über dich nicht bekannt Also: einen kurzen Abriss, bitte!
‚Nen kurzen? Kurz bin nur ich selber, ansonsten hab ich’s mit der Kürze nicht so. Aber ich werd mich bemühen. Also: Ich singe seit zehn Jahren, und in acht davon lief s ziemlich zäh – bis ich ’98 bei einer MTV-Talentshow namens „The Cut“ auftrat. Ich gewann den ersten Preis, die Plattenindustrie kriegte einen Eindruck von mir – dass ich singen kann und ganz passabel aussehe -, und etwas später unterschrieb ich einen Vertrag bei Sony, nahm mit ein paar exzellenten Produzenten mein erstes Album auf, schrieb neun der Songs selbst, und meine erste Single ist die Nummer, auf die ihr gerade alle so heiß seid.
Nach allem, was man hört, war sogar Michael Jackson heiß drauf.
Ich hab entgegen allen Gerüchten nie mit ihm gesungen. Er rief mich nach der erwähnten MTV-Sendung zu Hause an, weil er mich eventuell unter Vertrag nehmen wollte. Er wollte mit mir reden – was meine Interessen seien und ob ich Lust hätte, bei seinem Label zu unterschreiben. Das war ein ganz schöner Schock, aber: Jawohl, ich habe mit Michael Jackson gesprochen, und zwar 29 Minuten lang. Ich weiß die Dauer des Telefonats noch genau. So beeindruckt war ich.
Bist du in New York den klassischen Weg gegangen: Tanzstunden, Castings?
Nicht wirklich. In meiner Familie gab’s zwar schon viel Musik – meine Mutter war eine sehr musikalische Theaterschauspielerin, mein Vater Sänger. Der Background war damit gegeben. Aber als Kind hat mich das nicht so interessiert. Was ich dagegen unbedingt werden wollte, war Archäologin: Knochen ausbuddeln und König Ramses entdecken und immer auf Achse sein.
Bis ich dahinter kam, dass man dafür tierisch viel lernen muss, studieren und sich in Biologie und Mathe auskennen. Nee, hab ich gedacht, lass gut sein. Dann wusste ich lange nicht recht, was ich machen sollte, bis mir jemand in einem Club einen Flyer zusteckte und ganz unverbindlich fragte: „Hey, willst du nicht in dieser Show tanzen?“ Es war eine andere MTV-Sendung, „Club MTV“. Naja, dann ging ich da hin und tanzte, danach trat ich in einem Salt’n’Pepa-Video auf und so lernte ich nach und nach einige Produzenten kennen.
In Amerika konkurrierst du mit 18-jährigen Pop-Girls wie Britney Spears und Christina Aguilera, oder? Du machst zwar nicht das Gleiche, aber man steckt dich in diese Schublade.
Naja, ich schätze, wenn jemand meine Musik nicht kennt und nur nach einem Foto von mir urteilt, könnte er mich wohl da einordnen. Wer dagegen bloß die Musik hört, stellt sich vor, ich sähe aus wie Tina Turner. Erfreulicherweise kann man aber die Kombination aus beidem mit überhaupt nichts vergleichen, was da draußen sonst gerade so im Angebot ist. Wer also die volle Packung erlebt, vergleicht nicht mehr. Der denkt nur noch: Aha, Anastacia. Und so soll es auch sein.
Ist Anastacia dein richtiger Name? Ich weiß, es ist komisch, aber ich heiße wirklich so. Ich hab eine ältere Schwester, und weil’s im Märchen von Cinderella eine Stiefschwester gibt, die Anastacia heißt, kam meine Mutter auf die Idee.
„I’m outta love“ singst du. Welche Botschaft dürfen wir daraus ziehen?
Es ist ein sehr kraftvollen, starker Song, und er geht Frauen und Männer gleichermaßen an. Es geht um die Situation, wenn du völlig verrückt nach jemandem bist. Dann kann es trotzdem sein, dass derjenige dich nicht liebt. Warum also hast du dich verliebt? Auf jeden Fall musst du deine Situation verändern, du musst raus da. Du musst dich wieder „entlieben“, wenn der andere dich nicht so behandelt, wie du’s verdienst. Klingt kompliziert. Und typisch amerikanisch. Wen liebst du privat denn?
Wen ich liebe? Meine Mami…. Okay, und ich hab eine große Liebe. Ich bin mit meiner großen Liebe zusammen. Wie ich mir den geangelt habe? Tja, ich bin eben Profi.
Popstars jammern gern, wie hart das Showbusiness doch sei. Hast du da auch Ängste? Zum Beispiel, dass die Interviewer zu persönliche Fragen stellen?
Nein. Fragen schrecken mich nicht- weil ich mit mir im Reinen bin. Egal was du wissen willst, ich kenne die Antwort schon. Also kann ich sie ruhig noch mal aussprechen, no big deal .Beängstigend finde ich nur die Aufgabe, in 15 Minuten Interview ein zutreffendes Bild von meinem Wesen abzugeben.