American Music Club – München, Muffathalle
Mit dem American Music Club hat man mehr Spaß, als die meisten Leute gemeinhin annehmen
Sie wollten uns erzählen, man könne jede Menge Spaß haben, ohne dafür zu zahlen, nannten das Ganze „Fun For Free“ und ließen uns umsonst in die Halle. Wo war nur der Haken? Während der New Yorker Norah-Jones-Komponist Jesse Harris auf der Bühne, nur von einem Standbass begleitet, seine gleichförmigen Schlummerliedlichen klampft, steht er plötzlich neben mir.
Baskenmütze, Bollerhose, Vollbart. Mit seinen gemächlichen Bewegungen und seiner fortgeschrittenen Leibesfülle erinnert Mark Eitzel an den Protagonisten der Kinderserie „Der Bär im großen blauen Haus“. Ein putziger Anblick. Wenn man allerdings Spaß suchte, würde man sich wohl trotzdem einen anderen Gewährsmann suchen als den Autor der Zeilen: „All my hopes are unraveling and I just lost my lease/ On my house without love, doors or Windows/ Without peace.“
In blaues Light getaucht, tapst er wenig später mit den immer hagerer werdenden Vudi und dem Rest des American Music Club auf die Bühne. Allerdings nicht – wie so oft – blau, sondern wirklich nur blue. München sei die schönste Stadt der Welt, sagt er, „natürlich nach New York und Beirut“. Wo der American Music Club seine großen Schlachtengemälde aufführt, ist immer emotionales Krisengebiet. Das schönste von allen, „Johnny Mathis‘ Feet“, spielen sie auch. Profane Melodien verlieren sich in dieser Erhabenheit. „Why do you say everything as if you were a thief?/ Like what you’ve stolen has no value/ Like what you preach is far from belief?“ Und als wolle er den großen Schnulzensänger noch einmal bestätigen, urteilt er wenig späten „The chorus of the next song is bullshit“ und spielt „Only Love Can Set You Free“. Köstlich.
Nur knapp über eine Stunde sind wir zu Gast im blauen Haus des American Music Club – ohne Liebe, ohne Türen, ohne Fenster. Dann sind sie plötzlich verschwunden. „A real showman knows how to disappear in the Spotlight.“ Ein Riesenspaß.