Amber Heard: „Johnny Depp hat seine Finger in mich gesteckt“
Amber Heard erzählt unter Tränen die Geschichte einer dramatisch kaputten Beziehung. Erst heftige Liebeschwüre, dann Koks-Monster.
Am gestrigen Mittwoch saß Amber Heard im Verleumdungsprozess ihres Ex-Mannes Johnny Depp erstmals auf dem Zeugenstuhl. Eine erste Aussage in eigener Sache in der dritten Verhandlungswoche.
Business-mäßig gekleidet im schwarzen Hosenanzug erzählte sie ihre Version der tragisch-toxischen Beziehung, die womöglich weit vor ihrer Ehe mit Gewaltausbrüchen verbunden war. Heard kämpfte bereits in den ersten Minuten der rund zweistündigen Befragung mit den Tränen.
Ihre Erinnerungen reichen zurück ins Jahr 2011, als sich das Paar am Set des Films „The Rum Diary“ kennenlernte. Heard feierte damals ihren 23. Geburtstag. Nach pathetischen Liebesbekundungen von Depp im Zuge der Dreharbeiten in Costa Rica kam es zu diversen Folgetreffen: „Es fühlte sich intensiv an“, so Heard.
Damals war Depp „offiziell“ noch mit seiner französischen Gattin Vanessa Paradis liiert. Was zu einem Jetset-Versteckspiel an exotischen Orten geführt hätte. Bis hierhin fühlte sich Heard nach eigenen Worten wie in einem ein Traum.
Ab 2012 drehte Depp dann in eine Negativspirale. Er habe sie zwar weiterhin mit „Liebe überschüttet“– um wenig später in bösartige Kritik und Eifersucht zu verfallen.
„Warum sollte ausgerechnet ich, die Koks-Verächterin… warum sollte ich SEINE Drogen verstecken?“
Im Mai 2013 wäre es bei einem Wohnwagen-Aufenthalt in der kalifornischen Wüste zur ersten Eskalation gekommen. Depp beschuldigte eine nicht näher genannte Frau, mit Heard geflirtet zu haben – und drohte dieser die Hand zu brechen.
Zurück im Trailer wollte ein wie manischer Johnny Depp wissen, wo „es“ versteckt wäre. US-Medien wie „Deadline“ zitieren aus dem Verhandlungs-Stream: „Er sagte, er würde nach seinem Stoff suchen, nach SEINEM Koks. Warum sollte ausgerechnet ich, die Koks-Verächterin… warum sollte ich SEINE Drogen verstecken?“ Bei der gewaltsamen Durchsuchungsaktion habe er auch „seine Finger in mich reingesteckt“. Heard sei wie paralysiert gewesen – und unfähig zu jeglicher Reaktion: „Ich sagte nicht ‚Stopp‘ oder sowas.“
In der Folgezeit wäre es – in einem bipolaren Wechselspiel – zu ausufernden Entschuldigungs-Gesten von Depp gekommen, mit Geschenken und Schwüren ewiger Liebe. Gefolgt von Ausbrüchen körperlicher Gewalt.
Im Februar 2015 feierten die beiden dann ihre Hochzeit mit einer großen Sause auf den Bahamas, bis die Extrembeziehung schließlich 15 Monate später endgültig zerbrach. Heards Psychologin Dawn Hughes hatte zuvor in einer weiteren Expertise von einer posttraumatischen Belastungsstörung gesprochen. Auch diese hätte es für ihre Patientin unmöglich gemacht, bereits nach den ersten Exzessen einen Schlussstrich zu ziehen.
Im Kreuzverhör räumte sie ein, dass auch Heard gegen Depp ausgerastet sei. Diese stünden doch in keinem Verhältnis zu den Aktionen von Depp. Heard habe vielfach um ihre Unversehrtheit fürchten müssen.
Johnny Depp nahm die Einlassungen seiner Ex-Frau wie ein regungsloser Buddha zur Kenntnis. Seine Blicke abgeschirmt von einer dunklen Brille.
In seinen Aussagen hatte er unter Eid zwar Streit-Situationen mit Heard eingeräumt, jegliche Anwendung von Gewalt jedoch weit von sich gewiesen: „Niemals kam ich an den Punkt, Frau Heard zu schlagen. Noch habe ich in meinem Leben überhaupt eine Frau geschlagen“. Es wäre vielmehr Heard gewesen, die ein „Bedürfnis nach Gewalt“ hätte.
US-Gerichtsreporter gehen nun von einer mehrtägigen Befragung von Heard aus, auch im Kreuzverhör von Depps Anwälten. Ob Heards Team dazu weitere Zeugen oder Film/Audiodokumente präsentieren wird, ist bislang nicht abzusehen. Auch die so genannte „Prozesstaktik“ wird einen Einfluss auf die Wahrheitsfindung in dieser „Aussage-gegen-Aussage“-Konstellation haben …