Amadou & Mariam: Musik auf Bambara
Amadou und Mariam Bagayoko haben kürzlich ihr neues Album "Folia" veröffentlicht - auf dem sich Künstler wie Santigold, Damon Albarn und TV On The Radio die Klinke und das Mikro in die Hand geben. Wir trafen die Weltmusik-Stars zum Interview.
„Herbert Grönemeyer ist ein toller Typ!“ Amadou Bagayoko lehnt sich lächelnd im Hotelsessel zurück. „Wir haben uns prächtig amüsiert und auch nach unserer Zusammenarbeit an der Fußball WM 2006 noch häufig telefoniert. Er spricht übrigens wunderbar Französisch!“ „Oui, l´Herbèrt!“ seine Ehefrau nickt. Amadou und Mariam aus Mali sind das wohl erfolgreichste Duo der Weltmusik und stellen gerade ihr 7. Studioalbum „Folia“ vor.
„Folia“ bedeutet ganz einfach ‚Musik‘ auf Bambara, einer Mande-Sprache – doch so leicht lässt sich das, was dieses außergewöhnliche Paar produziert, nicht beschreiben. Mit ihrer unbeschwerten Inszenierung eines Randgenres begeistern sie die Massen. Angesagte Produzenten und Mischer (zuletzt Danger Mouse) geben sich im Studio die Klinke in die Hand, Künstler aus allen Bereichen reißen sich um eine Zusammenarbeit und am Glastonbury Festival wippen die hippen Boho-Chic-Mitzwanziger anerkennend mit den absichtlich unordentlich geflochtenen Zöpfen. Selten gelang eine so überzeugende Verschmelzung von Tradition und Moderne.
Ob auf Tournee oder für eine Studiozusammenarbeit, bei Amadou und Mariam steht die A-Liga Schlange. „Wir lieben Kollaborationen mit allen möglichen Künstlern, jeder bringt seine eigene Farbe in unsere Musik und das gibt ihr eine ganz besondere Harmonie.“, strahlt Mariam. Namedropping hat das Paar zwar nicht nötig, aber mit im Weltmusik-Boot waren immerhin bereits Damon Albarn, Manu Chao, Jake Shears von den Scissor Sisters und TV On The Radio. U2 nahmen sie mit auf Tournee und ihr prominenter Fan Sängerin Santigold wünschte sich Amadou und Mariam sogar als Hochzeitskapelle.
Die beiden Musiker lernten sich Mitte der 70er Jahre im Institut für junge Blinde Mali kennen und lieben. War es Liebe auf den ersten Blick? Beide lachen; Amadou laut und dumpf, Mariam etwas verlegen und beide möchten gleichzeitig die Geschichte erzählen. Während des Interviews sagen sie öfter dieselben Dinge zur gleichen Zeit oder beenden liebevoll die Sätze des anderen. „Als ich Mariam das erste Mal singen hörte, war es um mich geschehen!“, erinnert sich Amadou. Mittlerweile hat das blinde Paar drei Kinder. „Der Mittlere macht auch Musik; er ist ein cooler Rapper!“ erzählt der stolze Papa.
Amadou verlor sein Augenlicht im Alter von 16 Jahren. „Ich hatte als Kind den grauen Star, konnte aber zur Schule gehen und sogar Fußball spielen.“ Er sei dankbar, dass er die Gitarre sehen durfte, bevor er erblindete. „Sonst wäre es wohl schwer geworden ein großer Gitarrist zu werden“. Melancholisch wirken Amadou und Mariam nie, das Paar hat viel vor und teilt große Träume. „Unsere Musik soll noch bekannter werden – aber vor allem möchten wir uns für die malische Musikszene und blinde Menschen auf der ganzen Welt einsetzen.“