Am überraschenden Erfolg zerbrachen die Rainbirds vor Jahren – eine Nummer kleiner geht es nun wieder los

Mach den Zugaben spielten sich gespenstische Szenen ab, damals vor acht Jahren hinter der Bühne des Berliner Tempodroms: Letztes Konzert der zweiten großen Rainbirds-Tour, rund zweitausend Fans schrien begeistert nach mehr – doch hinter den Kulissen eskaliert der zwei Jahre lang unter dem Deckel gehaltene Streit um Erfolg, Karriere und Streß. Die Rainbirds, umjubelte deutsche Pop-Hoffnung der Jahre ’87 und ’88 und mit der Debütplatte „Blueprint“ sowie dem Nachfolger „Call Me Easy…“ in Gold- und Platin-Höhen gelandet, waren tot, noch bevor die letzten Besucher das Berliner Konzertzelt verlassen hatten.

Erst drei Jahre spater, 1991, gab es wieder ein Lebenszeichen, wenn es auch kaum wahrgenommen wurde: „Two Faces“ zeigte die Rainbirds als gerupfte Hühner, ein Rest-Duo aus Franck und Haage, das beim breiten Publikum gründlich durchfiel. Zwei Jahre später wurden von der nächsten LP „In A Different Light“ gerade noch 35 000 Exemplare verkauft. Daß Franck/Haage unter bewährtem Namen einfach etwas anderes machen wollten, daß die Rainbirds ohne die „Rock- und Spaß-Fraktion Beckman/Gonzales“ (letzterer ist ja inzwischen sinnigerweise bei den Ärzten eingestiegen) freiwillig auf ein beschauliches Pop-Kleinkunstunternehmen geschrumpft waren, interessierte kaum jemanden.

Nun wieder ein neues Rainbirds-Kapitel. Auf der neuen LP „Making Memory“ sind die Sample-Spielereien reduziert, weniger verkünstelt erscheint die gewohnte Zelebration des stillen Scheiterns in Versform.

Katharina Franck will von alledem nicht viel wissen. Ganz in schwarz sitzt sie in einem Cafe und redet von „verschiedenen Lebensstilen, die alle nebeneinander ihre Berechtigung haben“, und von den „überzogenen Erwartungen“. Je länger man ihr zuhört, desto mehr erscheint die fast schon zur Legende festgeklopfte Rainbirds-Karriere der ersten Tage ein großes Mißverständnis gewesen zu sein. Ein zeitweilig glücklicher Zufall für die deutsche Pop-Szene, ein dauerhaft unglücklicher für die schüchterne Berliner Songwriterin, in die sich ganze Abiturjahrgänge verguckten.

„Ja natürlich, der Erfolg hat uns auch Spaß gemacht“, lächelt sie, „aber das war auch das einzige, was uns zusammengehalten hat.“ Viel wichtiger sei ihr aber „eine größere Klarheit und Direktheit in der musikalischen Sprache und bei den Texten“. In dem neuen Song „Oblivisionseakers“ heißt es: „Bringing a new order to an old tale, it is that old drearn.“ Schönheit und Kunst – „the beauty and the arts“ – das wären die einzigen Ziele. Beckmann und Gonzales hätten ihr dafür wohl einen Vogel gezeigt und ein wenig mehr Punk empfohlen. Doch das ist ja Vergangenheit.

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