Alone again, oder?
Nach dem Erfolg der Raconteurs ist Brendan Benson nun wieder solo.
Vor vier Jahren ist Brendan Benson aus der Geisterstadt Detroit nach Nashville gezogen. Und wenn er heute über die Vorzüge seiner neuen Heimat spricht, fallt ihm als erstes das Steuerrecht ein. Denn es gibt in Tennessee keine Einkommenssteuer. Das wäre ihm vor ein paar Jahren wohl noch nicht so wichtig gewesen, ganz einfach, weil er kaum ein Einkommen hatte. Doch es hat sich vieles verändert für den ehemaligen Songwriter-Geheimtipp. Ursprünglich war es eine seiner Melodien, die ihn in den Süden trieb. Sein Freund Jack White von den White Stripes, wohnhaft in Nashville, hatte dazu einen Text geschrieben, und die beiden beschlossen, den neuen Song mit einer Band aufzunehmen. Er hieß „Steady As She Goes“, die Band nannte sich The Raconteurs, und der Rest ist mittlerweile jüngere Popgeschichte.
Nach zwei erfolgreichen Alben haben die Raconteurs nun für unbestimmte Zeit eine Pause eingelegt. Nach vier Jahren hatte Benson also wieder Zeit für ein Soloalbum. „My Old Familiär Friend“ hat er es genannt – und meint damit natürlich sich selbst. „Es ist mir schwergefallen, mich mit dem Gedanken anzufreunden, nach der Banderfahrung wieder alleine zu arbeiten. Das schien mir doch sehr unglamourös“, lacht er. „Zudem habe ich es zu schätzen gelernt, all die Strapazen, aber auch den Erfolg mit anderen zu teilen. Man fühlt sich schon etwas einsam, wenn man nach all dem wieder alleine ist.“
So ganz hat er den Sprung in die Einsamkeit auch nicht gewagt. Statt alles mehr oder weniger allein einzuspielen, wie er es bei seinen ersten drei Soloalben häufig getan hatte, arbeitete er dieses Mal mit einer Band. Doch „My Old Familiär Friend“ ist natürlich trotzdem unverkennbar ein echter Benson geworden, klingt wieder nach frühen Mc-Cartney-Platten, auch nach Big Star und Jellyfish-Powerpop. Wenngleich die stilistische Bandbreite ein bisschen größer scheint als auf den Alben zuvor. „Eigentlich versuche ich ja jedes Mal, wenn ich mich hinsetze, um einen Song zu schreiben, etwas zu machen, was sich grundlegend von meinen vorherigen Sachen unterscheidet“, lacht Benson, „aber es gibt halt Sachen, die ich nicht ändern kann. Meine Stimme, meine Liebe zu Melodien und einem bestimmten Sound, den ich im Kopf habe.“
Grundlegend für diesen Sound ist ein kleines Gerät, das Benson Ende der Neunziger in einem kleinen Musikalienladen in Upstate New York für 20 Dollar gekauft hat. Mini-Korg heißt dieses Wunderding. „Das ist ein Synthesizer, den auch The Cars früher oft verwendet haben. Den kann man auf allen meinen Platten hören. Er ändert einfach die Stimmung eines Songs – manche Leute ertragen diesen Sound überhaupt nicht, aber das stört mich nicht. Ich bin ja schließlich ein Solokünstler (lacht). Mir redet niemand rein.“